Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Wundersames B-Mystery-Movie – Stimmungsvolle TV-Geisterbahnfahrt

Foto: Pro Sieben / Oliver Roth
Foto Rainer Tittelbach

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Aus einem Kinderspiel wird blutiger Ernst. Eine Mordserie versetzt ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken. Schade, dass Pro Sieben nicht den Mut gehabt hat, die Geschichte als mythologisches Märchen zu Ende zu erzählen.

„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Aus einem Kinderspiel wird blutiger Ernst. Eine Mordserie versetzt ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken. Die furchtbare Sagengestalt des so genannten „Engelmachers“ geht um. Er hat es auf Kinder und Teenager abgesehen. „Die Kinder wird er holen und die Sünden an ihnen strafen“, sagt die Legende. Die Söhne vom Dorfwirt und vom Bürgermeister sind die ersten Opfer, dann muss die Tochter des Polizisten dran glauben. Alle sterben an Herzversagen, keine äußeren Einwirkungen, die Augen weit aufgerissen, als ob ihnen im Augenblick des Todes jener „Mann ohne Gesicht“ begegnet wäre, unken die abergläubigen Dörfler. Selbst die angehende Ärztin Sophie, aus Berlin in die Heimat, das österreichische Waldviertel, zurückgekehrt, glaubt an einen bösen Spuk. Eine Obduktion bleibt ergebnislos. Jetzt heißt es, Türen verschließen und Lichter vor die Betten stellen.

Das Mystery-Genre ist nicht jedermanns Sache. Logik und Glaubwürdigkeit darf man als allerletztes von ihm einfordern. Immer schon. Und heute im Zeitalter von Sound-Design und ausgeklügelter digitaler Bildbearbeitung ganz besonders. Lange Zeit wird die Bildebene zum Komplizen des Mythos’. Es heißt: nur Kinder können den schwarzen Mann sehen. Und so werden die Konturen „des Rächers“ immer dann angedeutet, wenn Pimpfe bedroht werden, während der schwarze Mann in Szenen mit älteren Opfern wie der meuchelmordende Unsichtbare dahergefegt kommt. Die Filmsprache legt also eine phantastische Erklärung an den Tag. Die bisweilen bizarre Optik und die schaurig-schönen Locations, die dunklen Wälder und die düsteren Gemäuer des österreichischen Waldviertels zielen in die gleiche Richtung.

Schade, dass die Produzenten und Pro Sieben nicht den Mut gehabt haben, die Geschichte als mythologisches Märchen zu Ende zu erzählen, sondern die „realistische“ Teenager-Horror-Auflösung à la Hollywood gewählt haben. Bei der Besetzung beweisen die Macher mehr Mut. Kaum ein bekanntes Fernsehgesicht. Damit hätte man ein noch sehr viel wundersameres B-Mystery-Movie erzählen können. Dennoch: eine über weite Strecken stimmungsvolle TV-Geisterbahnfahrt und für Fans des Genres ein Muss – auch wenn die sich sicher gerne noch etwas mehr fürchten würden. Das Dilemma der Prime-Time! (Text-Stand: 12.10.2009)

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?Foto: Pro Sieben / Oliver Roth
„Voll krass“, finden das die Teenager. Werden sie den schwarzen Mann überleben?

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Fernsehfilm

ORF, Pro Sieben

Mit Luisa Katharina Davids, Jonas Laux, Heio von Stetten, Anna Rot, Miguel Herz-Kestranek

Kamera: Peter Nix

Schnitt: Sandy Saffeels

Musik: Stephan Massimo

Produktionsfirma: Mona Film

Drehbuch: Wolfgang Brandstetter

Regie: Christine Hartmann

EA: 12.10.2009 20:15 Uhr | Pro Sieben

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