Die U2-Hymne „Beautiful Day“ gibt die Stimmung vor. Und so recken sich zu Beginn des ZDF-Fernsehfilms „Was für ein schöner Tag“ die beiden, um die es gehen soll, unabhängig voneinander dem blauen Himmel entgegen: dieser Tag kann nur Gutes bringen! Doch weit gefehlt: der Lektorin eines Verlags werden die nötigen Kredite nicht genehmigt. Und der, der sich gerade noch selbstgewiss über den Dächern von Frankfurt als Gott der Finanzen aufspielte und der jener alleinerziehenden Mutter den Job nahm, für den geht es wenig später noch rapider bergab. Gefeuert wegen Betrugs wartet auf den Überflieger zunächst der Absturz in die Arbeitslosigkeit, ohne große Hoffnung, in der Branche je wieder Fuß zu fassen. Doch die berufliche Krise nagt auch massiv an der Persönlichkeit des Ex-Bankers.
Da ein Film über Arbeitslosigkeit im deutschen Fernsehen kein Film über Arbeitslosigkeit sein darf, weil Negativgefühle schlecht für die Quote sind, muss der Gegenentwurf her. In Rolf Silbers Film übernimmt diese Rolle Katharina Böhm. Ihre Lara zeigt es dem, der sich noch immer in den Träumen wähnt, etwas Besseres zu sein, dass es anders geht: nicht klagen, sondern machen! Und so sitzt sie, statt auf Hartz IV zu vertrauen, nach ihrer Entlassung hinter einer Supermarktkasse. Dabei scheint ihr die Lebenslust nicht abhanden gekommen zu sein. Sie ist mit sich selbst im Reinen, derweil der Ex-Banker sein überschüssiges Testosteron beim Kegeln mit leeren Weinflaschen zum Einsatz bringt. Dass sich die beiden dennoch näher kommen, erklärt sich durch die Tatsache, dass der Filmemacher Rolf Silber zwar immer seine Fühler am Puls der Zeit hat, dass er aber dem Leben gern spielerisch zu Leibe rückt. Mit Beziehungskomödien wie „Fünf Zimmer, Küche, Bad“ & „Echte Kerle“ war der Frankfurter in den frühen 90er Jahren fürs Fernsehen das, was Sönke Wortmann fürs Kino war.
Foto: ZDF / Andrea Enderlein
Dass er’s noch immer kann, zeigen viele Szenen seines neuesten Fernsehfilms. Amüsant wird es, wenn er nicht mit der allzu offensichtlichen Frankfurter Fallhöhe, sondern mit dem Genre der Screwball Comedy spielt, wenn sich Hans-Werner Meyers Robert in der Metallverstrebung des Supermarktausgangs verhakt oder ihm ständig irgendein Kleidungsstück im Eifer des zwischengeschlechtlichen Gefechts reißt. Der Ex-Banker steht dann sinnbildlich plötzlich ohne Hosen da. Doch so gut die Details sein mögen, auch die oftmals tragischen Geschichten am Rande, getragen von wunderbaren Schauspielern wie Moritz Basilico, Stephan Kampwirth oder Johann von Bülow, so sehr leidet doch alles unter der Grundkonstruktion, dass sich über den Arbeitsverlust zwei Herzen finden müssen. So ist die Arbeitslosigkeit in diesem zu gediegenen, haarscharf am Sozialkitsch vorbei schrammenden Fernsehfilm dramaturgisch nichts anderes als eine von vielen möglichen menschlichen Krisen, aus denen positive Filmhelden geläutert hervorzugehen haben.