Vom Küssen und vom Fliegen

Lothar, Eitner, Teuscher, von Bülow, Hartmut Schoen. Es war einmal... die Fünfziger

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Foto Rainer Tittelbach

Man war wieder wer anno 1954. Und auch der Sargbeschlägefabrikant Finkbeiner liebt das Sportive. Wer von seinen drei Söhnen ihm als erster einen Enkelsohn schenkt, der soll die Fabrik übernehmen. Hartmut Schoen erzählt in “Vom Küssen und vom Fliegen” von einer Zeit, in der Partner-Agenturen noch Eheanbahnungsinstitute hießen und sich junge Paare noch beim Nacktbaden siezen. Der mehrfache Grimme-Preisträger erzählt seine Geschichte wohlig entrückt als TV-Märchen. Nicht nur in seiner Hingabe an die preisgekrönte Ausstattung ist diese Komödie bemerkenswert.Eine ungewöhnliche Farbe in der ARD-Primetime.

Es war einmal in Deutschland. Man war wieder wer anno 1954. Der Titel Fußballweltmeister setzte Kräfte frei. Auch bei jenem Sargbeschlägefabrikant aus der schwäbischen Provinz. Für seine drei Sprößlinge soll endlich der Ernst des Lebens beginnen. Der “alleinerziehende” Vater (Hans Teuscher) ruft nach einem Herzanfall einen Wettbewerb besonderer Art aus: Welcher seiner drei Söhne, Kurt (George Lenz), Erwin (Johann von Bülow) und Fritz (Felix Eitner), ihm als erster einen Enkelsohn schenkt, der soll die Fabrik übernehmen.

Beim Deutschen Fernsehpreis 2000 gewannen Jörg Höhn (Szenenbild) und Gudrun Schretzmeier (Kostümbild) den Preis für die beste Ausstattung. Die Produzentin Susan Schulte erhielt beim Filmfest München im selben Jahr den VFF TV Movie Award für den besten deutschen Fernsehfilm.

„Hartmut Schoen nimmt die heitere Verklärung der Vergangenheit wörtlich und erzählt völlig unverstellt ein Märchen aus den 50er-Jahren. In seiner Hingabe ans Design ist dieser Fernsehfilm bemerkenswert… Selten sah man Susanne Lothar so weich und bei aller verhangenen Trauer direkt lebensfroh.“ (Berliner Zeitung)

“Vom Küssen und vom Fliegen” erzählt von einer Zeit, in der Partner-Agenturen noch Eheanbahnungsinstitute hießen und sich junge Paare noch beim Nacktbaden siezen. Der mehrfache Grimme-Preisträger Hartmut Schoen wagt einen liebevollen Blick auf die Wiederaufbaujahre in einer schwäbischen Kleinstadt. Ärmel aufkrempeln, zupacken, verdrängen. Die auf Atmosphäre bedachte, originell elliptische Erzählweise mit köstlichen Dialogen erinnert mitunter an Fechners glänzende Kempowski-Verfilmungen. Die radikale Zuspitzung auf Perspektive und Bewusstsein der jugendlichen Helden reduzieren allerdings den Zeithorizont und machen aus der “Wenn-zwei-sich-streiten”-Komödie eher eine Sitten-Geschichte des Erwachsenwerdens. In den Träumen und Verrücktheiten des dritten Bruders zeigt Schoen auch einen Ausweg aus der Enge der Provinz, transzendiert die muffige Epoche und macht “Vom Küssen und vom Fliegen” zu einem kleinen Meisterwerk. (Text-Stand: 2000)

Vom Küssen und vom FliegenFoto: SWR
Maria (Lisa Martinek) ist ein begehrtes Heiratsobjet der Finkbeiner-Brüder. Georg Lenz

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Fernsehfilm

SWR

Mit Susanne Lothar, Felix Eitner, Hans Teuscher, Johann von Bülow, Georg Lenz, Lisa Martinek, Anneke Kim Sarnau, Eva Pflug, Heidy Forster

Kamera: Egon Werdin, Jürgen Carle

Schnitt: Bernd Lorbiecki

Musik: Matthias Frey

Produktionsfirma: Südwestrundfunk

Drehbuch: Hartmut Schoen

Regie: Hartmut Schoen

EA: 19.07.2000 20:15 Uhr | ARD

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