Der Fischer und seine Frau Ilsebill sind einfache Leute, sie leben in einer armseligen Hütte – und sind doch ein glückliches Paar. Eines Tages fängt der Fischer einen sprechenden Butt, der ein verwunschener Prinz ist. Der Fischer schenkt ihm das Leben und schmeißt ihn zurück ins Meer. Dass er sich für die gute Tat nichts gewünscht habe, kann Ilsebill nicht verstehen – und sie überredet ihren Mann, den Butt um eine schöne Hütte mit Garten zu bitten. Den Wunsch erfüllt der Zauberfisch prompt. Doch schon am nächsten Tag ist Ilsebill unzufrieden. Jetzt muss es ein Schloss sein. Bald träumt sie davon, König zu werden, Kaiser, sogar zum Papst wird sie vom Butt gemacht. Doch dann hat sie einen letzten verhängnisvollen Wunsch.
Foto: NDR / Zieglerfilm / Kramer
„Vom Fischer und seiner Frau“ ist ein plattdeutsches, erstmals 1806 aufgeschriebenes Märchen der Gebrüder Grimm, das durchdrungen ist von der Volksweisheit, dass es mit maßlosen Menschen kein gutes Ende nehmen werde. Auch im Film wird durch die gleichförmige, wiederkehrende Struktur der Erzählung der moralische Aspekt der Geschichte besonders hervorgehoben. Mit Reichtum und Macht der Fischersfrau wächst das Leid der Bevölkerung und die Naturerscheinungen nehmen immer bedrohlichere Formen an. „Da draußen geht alles kaputt, und wir verlieren, was uns wichtig ist – und uns verlieren wir auch“, wirft der Fischer ein. Doch seine Frau will nicht verstehen, erliegt den Perversionen der Macht und will immer höher hinaus: „ICH bin der König und du bist nur mein Mann.“ Und später dann als Papst erkennt sie ihren Liebsten nicht mal mehr. Bei so viel Entfremdung (vom Partner, von der Natur, von den Mitmenschen, vom eigenen Selbst) ist das vermeintlich tragische – besser gesagt: für die maßlose Person lehrreiche, läuternde – Ende unabwendbar. Die Schlussbotschaft lautet: Glück und Zufriedenheit kann es auch ohne Geld, Glanz und Gloria geben. Das starke Darstellerduo, Fabian Busch und vor allem die sehr nuancenreiche Katharina Schüttler, sorgen dafür, dass man der Geschichte ihre Wendungen abnimmt.
Christian Theedes ARD-Märchenverfilmung „Vom Fischer und seiner Frau“, die sich ganz auf die Struktur des Buchs, die Schauspieler, die Phantasie der Gewerke Szenenbild & Kostüm sowie die kontrastreiche Bildsprache von Kameramann Felix Cramer konzentriert, besitzt mehr von einer moralisierenden Parabel als von einem klassischen Märchen. Dieses gleichnishafte Prinzip spiegelt sich auch in den Dialogen wider („Nur wer etwas darstellt, der gilt; und was wir darstellen, das sind wir auch irgendwann“). Für kleine Kinder dürften diese Metamorphosen des Fischers Frau zwar emotional verständlich sein; dennoch sollten Eltern, was das Motiv Machtgier und die düsteren Stimmungslagen angeht, bei diesem Märchen Hilfestellungen geben. Katharina Schüttlers Interpretation könnte dabei hilfreich sein: „Wenn wir unser Glück außerhalb von uns selbst suchen, werden wir es nie finden; materielle Dinge können uns nur für eine kurze Zeit glücklich machen“, umschreibt die Schauspielerin die Moral von der Geschicht’. „Je mehr wir bekommen, umso deutlicher spüren wir, dass wir das Glück nicht finden, weil wir am falschen Ort danach suchen.“ (Text-Stand: 25.11.2013)