Wie aus zwei Freunden erbitterte Gegner werden, das erzählt der Sat-1-Thriller „Verratene Freundschaft“. Einer von beiden schert aus dem „Buddy“-Gespann des BKA aus, läuft Amok und der andere muss ihn jagen. Autorin Ulli Stephan („Vorbergehend verstorben“) schrieb das Drehbuch zu diesem „reinen Männerfilm“, den Krimi-Experte Kaspar Heidelbach („Tatort“) mit der nötigen Action inszenierte. Für die Hauptrollen stellte er mit Tim Bergmann, Klaus J. Behrendt, Jan Gregor Kremp und Dieter Mann ein echtes „Dreamteam“ zusammen.
Einst standen Tony Tremp und sein Ausbilder Ulf Danner gemeinsam auf der Seite des Gesetzes. Und beide waren die besten Freunde. Doch der plötzliche Tod von Danners schwangerer Frau verändert alles: Der BKA-Beamte glaubt an Mord. Doch das BKA will den „Fall“ nicht übernehmen. Daraufhin quittiert Danner den Dienst und ernennt sich zum Rächer seiner Frau: „Ich werde die alle kriegen, alle, die schuld sind.“ Auf dem Weg, seinen Schwur zu erfüllen, soll ihn Tremp stoppen. Der muss mittlerweile auch erkennen, dass es sich bei Danners Mordverdacht nicht um eine fixe Idee handelt. Er kommt einem Ring übler Wirtschaftskrimineller auf die Schliche. Doch Danner ist ihm stets einen Schritt voraus…
„Ich wollte eine Geschichte erzählen zwischen zwei Menschen, einen Thriller mit Gefühlen, wollte aber trotzdem noch etwas von dieser ganzen Wirtschaftskriminalität reinbringen“, betont Autorin Ulli Stephan. Doch die Machenschaften einiger schwerreicher Investment-Banker gerieten dann doch zugunsten der Psychologie, dem Zweikampf der „Todfreunde“, zunehmend in den Hintergrund. „Die Figuren sind schließlich das Transportmittel, sind das, mit dem man die Zuschauer in den Film zieht.“ Auch mit Action wurde nicht gespart. Dabei war es Kaspar Heidelbach wichtig, „bewegte Szenen“ stets mit Emotionen aufzuladen.
Tim Bergmann, der in Filmen wie „Echte Kerle“ oder „Solo für Klarinette“ bisher meist die Nummer 2 war, kommt in „Verratene Freundschaft“ die Aufgabe zu, die für einen Fernsehfilm recht rüde Genre-Story emotional etwas aufzuladen. Weicher Blick, feuchte Hände. Sein Tremp ist nur im Einsatz hart, privat ist er Mensch, ein Mann mit Gefühl. Und moralisch sowieso. Bergmann: „Er glaubt an Recht und Ordnung. In dem Moment, als ihm bewusst wird, wie weit Danner gehen wird, ist die Freundschaft für ihn erledigt.“ Aber er leidet.
Mehr als Kintopp ist auch das Psychogramm von „Bösewicht“ Danner, den Behrendt mit zahlreichen Masken spielt. Er ist ein Mann, der Opfer seines Berufs wird. Als einer, der immer in einer Atmosphäre aus Kampf und Gewalt lebte und als strahlender Sieger aus seinen BKA-Zugriffen hervorging, kommt er in einen Höhenrausch der Allmacht und verliert jegliches Unrechtsempfinden. Autorin Stephan hat dazu recherchiert und kommt zu dem Schluss: „Zwangsweise bringt der Beruf einen Realitätsverlust mit sich – sonst erträgt man einen solchen Alltag wahrscheinlich nicht.“Ulli Stephan hat immer schon gern Männer-Geschichten geschrieben. „Wie diese Männer miteinander umgehen, das kann man als Frau alles ein bisschen distanzierter, vielleicht auch ironischer sehen“, glaubt sie. Und warum gibt es keine Chance für die Liebe, warum sterben die Heldinnen so früh? „Das ist in dieser Geschichte glaubhafter. Wir wollten bisschen die schwarze Seite zeigen.“ (Text-Stand: 1999)