Urlaub auf Leben und Tod

Christian Redl, Frank Stieren, Simon, Siebenmann. Asphaltwestern mit Geiselnahme

Foto: Sat 1
Foto Rainer Tittelbach

Vater, Mutter, Tochter in der Gewalt zweier Gangster – und in einem Wohnmobil auf dem Weg in den wilden Osten. Autorin Monika Simon schrieb die alles domionierende Hauptrolle Christian Redl („Der Hammermörder“) auf den kraftvollen Leib und den mal kalten, mal sehnsüchtigen Blick. Er spielt einen brutalen Geiselnehmer, ist Zentrum und Triebkraft des für die späten 1990er Jahre typischen Sat-1-Thrillers „Urlaub auf Leben und Tod“.

Fünf Menschen in einem Wohnmobil auf dem Weg in den wilden Osten. Eigentlich wollten die Seibels nach Frankreich fahren, doch auf einmal sind die drei Urlauber zu Geiseln geworden in dem spannenden Sat-1-Movie „Urlaub auf Leben und Tod“. Die Drehbuchautorin Monika Simon („Annas Fluch“) schrieb die Hauptrolle dem Ausnahme-Schauspieler Christian Redl („Der Hammermörder“) auf den kraftvollen Leib und den mal kalten, mal sehnsüchtigen Blick. Er spielt den brutalen Geiselgangster – und er ist Zentrum und Triebkraft des Films.

Vater, Mutter, Tochter in der Gewalt zweier Gangster. Die Hände am Lenkrad, während die Pistole auf ihn und seine Familie gerichtet ist – Albrecht Seidel (Burghart Klaußner) weiß, es hat wenig Sinn, den Helden zu spielen. Zwar ist „Redford“ (Frank Stieren) ein umgänglicher junger Mann, doch dafür ist mit dem großen Bruder Paul Kaminski, der gerade aus dem Gefängnis getürmt ist, umso weniger zu spaßen. Ein Nervenspiel zwischen dem Outlaw („Du bist ein tragischer Waschlappen“) und dem Familienvater beginnt. Und je länger der Psychoterror dauert, umso besser kommt die Familie mit ihm zurecht.

„Wie am Reißbrett sind die Konflikt-Fronten in diesem „großen Sat-1-Film“ abgesteckt. Während die bürgerliche Kleinfamilie brav vor sich hin zittert, verhalten sich die Entführer brutal und gemein (Popeye) bzw. wankelmütig und unsicher (Redford). Am Ende haftet den Charakteren so viel Realitätsgehalt an wie den Figuren der Augsburger Puppenkiste.“ (TV-Spielfilm)

Die Autorin Monika Simon war vor allem interessiert an jenem Kaminski alias Popeye. „Auch im Folterknecht steckt ein Mensch“, sagt die Berlinerin. Sie ist Halbjüdin, ihre Großeltern sind in Auschwitz umgekommen. „Ich habe mich oft gefragt, wie das ist, wenn man sich vollkommen jemandem ausgeliefert wissen muss, der über Leben und Tod entscheidet.“ In ihrem zweiten Drehbuch hatte sie die Möglichkeit, diese Situation, das Spiel von Willkür, Allmacht und Ohnmacht, zumindest als Thriller zu verarbeiten.

„Der Held ist mir mit seiner anarchistischen Haltung der Welt gegenber nicht unsympathisch“, sagt Monika Simon. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, entwickelt er sogar ungeahnte Gefühle und träumt von der großen Freiheit. Für Sat 1 stellte sich die Frage, ob man in einem Fernsehfilm einen Mörder zur Hauptfigur machen darf. Das Buch, die Aspahltwestern-Visionen von Regisseur Manuel Siebenmann und Redl, der früh zusagte, hat die Redaktion schließlich überzeugt. „Ich wusste, dass er auf jeden Fall diese Gefährlichkeit rüberbringen würde, dass er aber auch diese Intelligenz hat, eine gebrochene Figur zu spielen“, so Simon.

Redl selbst liebt die „böse“ gebrochenen Charaktere, solange sie nicht Personifizierungen des Bösen sind. „Das Dunkle leuchtet einfach mehr“, sagt der Grimme-Preisträger. Vor allem aber faszinieren ihn die Menschen in Grenzbereichen. „Meine Figuren müssen einen Riss, irgendeinen Abgrund haben.“ Das Material für seine Rollen holt er dabei weniger aus der Wirklichkeit (wenn er einen Häftling spielt, geht er nicht wochenlang zur Vorbereitung ins Gefängnis), sondern er holt es vornehmlich aus seiner Phantasie. (Text-Stand: 1999)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Christian Redl, Frank Stieren, Michaela Merten, Laura-Charlotte Syniawa, Burghart Klaußner

Kamera: Volker Tittel

Schnitt: Galip Iyitanir

Musik: Dominic Roth

Produktionsfirma: Calypso Entertainment

Drehbuch: Monika Simon, Helmut Dettmann

Regie: Manuel Siebenmann

EA: 30.03.1999 20:15 Uhr | Sat 1

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