Fünf Menschen in einem Wohnmobil auf dem Weg in den wilden Osten. Eigentlich wollten die Seibels nach Frankreich fahren, doch auf einmal sind die drei Urlauber zu Geiseln geworden in dem spannenden Sat-1-Movie „Urlaub auf Leben und Tod“. Die Drehbuchautorin Monika Simon („Annas Fluch“) schrieb die Hauptrolle dem Ausnahme-Schauspieler Christian Redl („Der Hammermörder“) auf den kraftvollen Leib und den mal kalten, mal sehnsüchtigen Blick. Er spielt den brutalen Geiselgangster – und er ist Zentrum und Triebkraft des Films.
Vater, Mutter, Tochter in der Gewalt zweier Gangster. Die Hände am Lenkrad, während die Pistole auf ihn und seine Familie gerichtet ist – Albrecht Seidel (Burghart Klaußner) weiß, es hat wenig Sinn, den Helden zu spielen. Zwar ist „Redford“ (Frank Stieren) ein umgänglicher junger Mann, doch dafür ist mit dem großen Bruder Paul Kaminski, der gerade aus dem Gefängnis getürmt ist, umso weniger zu spaßen. Ein Nervenspiel zwischen dem Outlaw („Du bist ein tragischer Waschlappen“) und dem Familienvater beginnt. Und je länger der Psychoterror dauert, umso besser kommt die Familie mit ihm zurecht.
„Wie am Reißbrett sind die Konflikt-Fronten in diesem „großen Sat-1-Film“ abgesteckt. Während die bürgerliche Kleinfamilie brav vor sich hin zittert, verhalten sich die Entführer brutal und gemein (Popeye) bzw. wankelmütig und unsicher (Redford). Am Ende haftet den Charakteren so viel Realitätsgehalt an wie den Figuren der Augsburger Puppenkiste.“ (TV-Spielfilm)
Die Autorin Monika Simon war vor allem interessiert an jenem Kaminski alias Popeye. „Auch im Folterknecht steckt ein Mensch“, sagt die Berlinerin. Sie ist Halbjüdin, ihre Großeltern sind in Auschwitz umgekommen. „Ich habe mich oft gefragt, wie das ist, wenn man sich vollkommen jemandem ausgeliefert wissen muss, der über Leben und Tod entscheidet.“ In ihrem zweiten Drehbuch hatte sie die Möglichkeit, diese Situation, das Spiel von Willkür, Allmacht und Ohnmacht, zumindest als Thriller zu verarbeiten.
„Der Held ist mir mit seiner anarchistischen Haltung der Welt gegenber nicht unsympathisch“, sagt Monika Simon. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, entwickelt er sogar ungeahnte Gefühle und träumt von der großen Freiheit. Für Sat 1 stellte sich die Frage, ob man in einem Fernsehfilm einen Mörder zur Hauptfigur machen darf. Das Buch, die Aspahltwestern-Visionen von Regisseur Manuel Siebenmann und Redl, der früh zusagte, hat die Redaktion schließlich überzeugt. „Ich wusste, dass er auf jeden Fall diese Gefährlichkeit rüberbringen würde, dass er aber auch diese Intelligenz hat, eine gebrochene Figur zu spielen“, so Simon.
Redl selbst liebt die „böse“ gebrochenen Charaktere, solange sie nicht Personifizierungen des Bösen sind. „Das Dunkle leuchtet einfach mehr“, sagt der Grimme-Preisträger. Vor allem aber faszinieren ihn die Menschen in Grenzbereichen. „Meine Figuren müssen einen Riss, irgendeinen Abgrund haben.“ Das Material für seine Rollen holt er dabei weniger aus der Wirklichkeit (wenn er einen Häftling spielt, geht er nicht wochenlang zur Vorbereitung ins Gefängnis), sondern er holt es vornehmlich aus seiner Phantasie. (Text-Stand: 1999)