Der nackte Verhörraum, der Tisch, das grelle Licht. Es ist wie immer, wenn Eva Maria Prohacek sich die Großkopferten oder die kleinen Korruptionsfische zur Brust nimmt. Doch dieses Mal gibt es einen Unterschied: Die Kriminalrätin sitzt auf der anderen Seite. Sie verhört nicht, sie wird verhört. Denn seltsame Dinge haben sich innerhalb der letzten Woche im Leben der allein stehenden Frau ereignet. Jetzt steht sie unter Mordverdacht.
Senta Berger hat sich seit längerem gewünscht, die Möglichkeiten ihrer internen Ermittlerin in den Geschichten noch extremer zu nutzen. „Sie ist einsam, aber sie kann sich nicht öffnen, kann nicht vertrauen“, betont Berger. An diesem Punkt ihrer psychologischen Vita hakt der Fall ein. Prohacek nimmt ein paar Tage frei und fährt in die Berge. Dort lernt sie einen gewissen Carl Stewens kennen, ein attraktiver Mann, Mitte 50, mit dem sie eine Art Seelenverwandtschaft zu verbinden scheint. Sie reden, sie schweigen gemeinsam, in den letzten Jahren kam ihr kein Mensch mehr so nahe. Zurück in München, kommt eines Nachts ein aufgeregter Anruf von Stewens. Als sie in seiner Wohnung eintrifft, liegt ein Mann junger Mann auf dem Boden – er ist tot, erstochen. Ein Glas mit ihren Fingerabdrücken steht auf dem Tisch und das Blut des Ermordeten klebt an ihren Fingern. Wenig später stürmt die Polizei die Wohnung und nimmt die Prohacek fest.
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„Die anderen halten dich für verrückt – und schließlich glaubst du es selber.“ Für Senta Berger war die psychologische Variante im achten Fall ihrer Unbestechlichen „ein wunderbares Futter zum Spielen“. Doch es ist mehr, bedeutet auch eine Vertiefung der Psychologie. „Auf einmal stellt sich die emphatische Frage“, so die Regisseurin Isabel Kleefeld, wie ist es, wie fühlt es sich an, ‚Unter Verdacht’ zu sein und wie kann man diesen so perfide durchdachten Verdacht entkräften?“ So bekommt auch der Zuschauer eine Ahnung davon, was es heißt, unschuldig unter Verdacht zu stehen. Was als Komplott gegen die unbequeme Ermittlerin erscheint, erweist sich als die bisher globalste „Schweinerei“, mit der sich die Prohacek bisher herumzuschlagen hatte.
Es geht nicht um die Ausschaltung der Frau Dr., sie ist nur eine kleine Nummer, ein klemmendes Rädchen im gut geölten Getriebe der Allianz zwischen dem bayerischen Wirtschaftsministerium und eines hiesigen Weltraum-Satelliten-Konzerns. Es gibt viele Merkwürdigkeiten in diesem Verschwörungskrimi, der deutliche Anleihen bei Hitchcock und dem Spionage-Genre nimmt. Wer gegen Ende nicht genau aufpasst, wird wenig verstehen. Oder soll der Zuschauer wie die Heldin auch nicht alles verstehen? Quasi als Reflex auf die ebenso komplexe wie absurde Wirklichkeit der globalen Machenschaften, die sich dem normalen Menschen nicht völlig erschließen kann. (Text-Stand: 30.12.2006)