Ausland-Einsatz für Prohacek und Langner. Die Ermittler für innere Angelegenheiten bei der Münchner Polizei verschlägt es nach Bella Italia. Doch „bella“ ist hier nichts. Die beiden sollen den Tod eines deutschen Grenzschutzbeamten aufklären, Sohn ihres obersten Dienstherren. Die Leute der EuroBordac, der Grenzschutzorganisation der EU im Mittelmeer, mauern, Beweismittel sind verschwunden. Nachdem die Kriminalrätin auf einem Patrouillenboot Zeuge wird, wie die Besatzung brutal gegen Flüchtlinge vorgeht, nachdem sie ihren Protest angemeldet hat und ihre Befugnisse überschreitet, drohen die Vorgänge, die deutsch-italienischen Beziehungen massiv zu belasten. Doch Dr. Reiter pfeift seine Mitarbeiterin nicht zurück – kann er doch so seinem Lieblingsfeind, dem Chef der bayerischen Grenzpolizei, in die Karrieresuppe spucken. Doch Prohaceks Handlungsspielraum ist gering. Erst mit dem Filmmaterial einer geflüchteten Journalistin kommt sie der Aufklärung des Todesfalls näher.
Senta Bergers Eva Maria Prohacek einmal nicht auf der Jagd nach den Unregelmäßigkeiten in der weißblauen Spezerln-Gesellschaft. Ein anderes Ambiente, aber dieselbe subversive Entschlossenheit und moralische Integrität bei der Hauptfigur. Unter Verdacht, Flüchtlinge zu misshandeln, stehen in „Die elegante Lösung“ die vor der Küste Italiens operierende Militärpolizei und die Agentur für den europäischen Grenzschutz im Mittelmeer. Ist vielleicht sogar der tote deutsche Grenzschützer ermordet worden, weil er die Übergriffe der EuroBordac nicht länger akzeptieren wollte? Der Film von Aelrun Goette erzählt parallel zur Ermittlungsarbeit vom Schicksal der Insassen eines Bootes mit libyschen Flüchtlingen. Das ist eine der besonderen Stärken der Geschichte. Die Afrikaner sind mehr als Verhandlungsobjekt, sie greifen in die Handlung ein und tragen entscheidend zur Aufklärung des Falls bei. Der Film beginnt mit einem Flüchtlingstreck, mit verheißungsvollen Blicken, mit Hoffnung auf den Gesichtern, fast dokumentarisch eingefangen und doch emotional, mit eindringlichen Bildern.
Foto: ZDF / Matthias Fleischer
„Die elegante Lösung“ ist ein präzise erzählter Politkrimi, der sich nicht scheut, die Gefühle der Betroffenen ins Spiel zu bringen. Der Film aus der Reihe „Unter Verdacht“ offenbart sowohl die humanitären Unzulänglichkeiten der europäischen Flüchtlingspolitik als auch die Grenzen der moralischen Entrüstung, die Aktionen, wie die im Film gezeigten, hervorrufen. Widersprüche, soweit das Auge reicht. Auch die Vorurteile der Deutschen gegenüber Berlusconi-Italien mit seinen mafiosen Strukturen werden nicht ganz unbegründet ins Spiel gebracht. Andererseits stoppen die Mittelmeerstaaten den viel zitierten „Flüchtlingsstrom“ vom schwarzen Kontinent im Namen Europas. Es ist im Film von „der Dreckarbeit“ die Rede, die Mitteleuropa gerne Italien & Co machen lässt. Dieser „eleganten“, aber unmenschlichen Lösung werden zwei deutsche interne Ermittler nichts entgegensetzen können – da kann die hoch integre Dr. Prohacek noch so viele Grenzen überschreiten. (Text-Stand: 14.10.2011)