Ein Mann liegt in seinem noch warmen Räucherschrank. Er ist niedergeschlagen worden und bei fast 100° C jämmerlich zugrunde gegangen. Ein Racheakt? Der Tote arbeitete im Schleswiger Jugendamt. Seine Frau brachte das Geld in die Ehe. Die letzten Jahre kam sie offenbar nicht mehr an ihn heran: In der Gartenhütte neben seiner Aalräucherei hatte sich der „Dominus“ ein stilvolles Sadomaso-Appartement eingerichtet. Und die Ehefrau konnte, ja musste zusehen, wenn er seine masochistisch veranlagten Gespielinnen ans Andreaskreuz nagelte. Mit einem anderen Fall von Demütigung in der Beziehung wird Jana Winter zunächst eher privat konfrontiert: Götz Teding terrorisiert seine Ex-Frau – und rückt bald auch der Kommissarin, die nicht wegschauen kann, auf die Pelle. Im „Räuchermord“ kommen die Kollegen nur langsam weiter. Unter Verdacht steht ein trunksüchtiger Vater, dem der Tote seinen Sohn entzog. Und auch der Chef des Jugendamts könnte ein Motiv haben.
Um gutbürgerliche Foltermethoden kreist „Spiel mit dem Feuer“, der 7. Fall aus der Reihe „Unter anderen Umständen“. Es müssen nicht immer S/M-Praktiken sein. Es geht darum, Menschen Schmerz zuzufügen. Das Drehbuch lotet dieses Thema nicht tiefer aus, sondern setzt die Geschlechterkampf-Subplots – „zufällig“ – nebeneinander. Diese Dramaturgie, die bei einem konzeptionellen Drama passen mag, wirkt in einem TV-Krimi, der Alltag suggeriert und psychologisch eher an der Oberfläche bleibt, künstlich und konstruiert. Diese bemühte Art, ein Thema zu setzen und eine Geschichte zu strukturieren, ist ein seit Jahrzehnten beliebtes Themenkrimi-Muster. Nach den letzten starken „Unter-anderen-Umständen“-Filmen können einem bei dieser Episode in jeder Hinsicht erhebliche Zweifel kommen, ob das wieder einmal ein Krimi ist, der in die so beliebte Sparte „gut gemachter, bestens besetzter, gekonnt inszenierter Provinz-Whodunit mit kleinen dramaturgischen Schwächen“ gehört.
Foto: ZDF / Boris Laewen
Zu Vieles stört an diesem Film. Der Angang des S/M-Themas ist lauwarm. Der Ermordete überschritt Grenzen beim Ausleben seiner Gewaltphantasien. Der Film nähert sich keiner einzigen Grenze. Eine Kommissarin als Sozialpsychologin mit der Lizenz, sich einzumischen, erweist sich als eine nervige, typisch deutsche Konsens-Strategie. Dann schon lieber Bella Block als lebenskluge Philosophin mit der Lizenz, Sinn zu stiften. Wenn in der S/M-Richtung (Jana Winter und die Frau am Fenster) man als Zuschauer sehr viel schneller kombiniert als die sonst nicht auf den Kopf gefallene Heldin, scheint etwas nicht zu stimmen am Drehbuch. Apropos – die Dialoge: der Tonfall zwischen den Kollegen stimmt, aber die Gastfiguren parlieren in einer Sprache, die sich nicht entscheiden kann zwischen Realität und Metaphorik.
Die aufgesetzte Sinnhaftigkeit wird im bewegten Finale durch aufgesetzte Amerikanismen ersetzt: ein bisschen Action, ein bisschen Psychologie, ein bisschen dramatisierende Location. Da bewegt sich die Kamera am Ende immer wieder sinnlos im Kreis, fliegt über den telegenen finalen Schauplatz. Mehr als ein Effekt kommt nicht dabei heraus. Judith Kennel kann diesem Film einmal nicht ihren Stempel aufdrücken: die Inszenierung bleibt flach, keine einzige Szene bleibt in Erinnerung. Offenbar konnte auch sie mit dem Drehbuch nicht viel anfangen.