Die Nachwuchspolizisten Kai Schröder und Andreas Tachinski blamieren sich mal wieder bis auf die Knochen. Der aalglatte „Geschäftsmann“ Rico Bauer scheint für die übermotivierten Ruhrpott-Jungs eine Nummer zu groß zu sein. Kein Revier will die beiden mehr haben. Ausnahme: Duisburg Nord. Grund: Hier ist Marianne Tachinski Chefin – und die hat ein Herz für „Turbo“ und „Tacho“, wie sich die beiden Freunde seit Kindertagen nennen. „Mutti“ verdonnert die beiden zwar zum Streifengang, doch die können diesen Rico und seine Bande einfach nicht loslassen. Trotz effektiver Ermittlungen und guter Zwischnergebnisse vermasseln sie es immer wieder. Gibt es vielleicht einen Spitzel auf dem Revier? Geht es hier wirklich um Drogengeschäfte? Doch wozu dann eine Druckmaschine? Als „Turbo“ die Mutter seines Kumpels der Korruption beschuldigt, leidet deren Freundschaft erheblich. „Tacho“ will hinschmeißen und seinen Traum von Kalifornien endlich wahr machen.
„Stop, stop, stop – das ist nicht der Anfang!“ Gleich in der ersten Einstellung macht „Turbo & Tacho“, der sogenannte Backdoor-Pilot von RTL, deutlich, worin der Reiz der folgenden 90 Minuten liegen wird: in dem augenzwinkernden Umgang mit den filmischen Möglichkeiten des Mediums. Stopp- und Montagetricks, Zeitraffer und Zeitsprünge und vor allem der mal krachige, mal geschmeidige und fast immer gewitzte Einsatz der Musik machen den Film von Heinz Dietz („Countdown“) zu einem kurzweiligen Vergnügen. Die Story ein Nichts, die Inszenierung eine schöne Seifenblase, die Figuren viele, viele bunte Smarties.
Soundtrack: Queen („You’re my best Friend“), LMFAO („Sexy and I know it“), AC/DC, Booker T & MG’s („Time is tight“), Village People („YMCA“), Fatboy Slim („The Joker“), KRIS feat. Dante Thomas („Diese Tage“), Jet („Move on“), Lemonheads („Mrs. Robinson“), 10CC („I’m not in Love“)
Im Gegensatz zum katastrophalen Piloten „Der Ballermann“, Dezember 2012 gesendet, gelingt Action Concept hier ein gelungenes Blühender-Blödsinn-Movie für die Zielgruppe. Auch wenn der Humor gelegentlich klamaukverdächtig tiefer gelegt wurde, so überraschen doch etliche Schauspieler mit unerwartet ernsthaftem Spiel. Axel Stein hat sich emanzipiert von seinen Dödel-Blödel-Rollen und Daniel Roesner arbeitet weiter am Image des unbefangenen Schwiegermutterschwarms. Beide Helden wollen nicht Spaß, sondern nur geliebt werden – von „Mutti“ (stark: Petra Kleinert) oder „Sweet“-Julia (mit Neldel-Lächeln: Jessica Ginkel).
Dass das Songmaterial des Soundtracks vorzüglich ist, sorgt für noch mehr Entspannung beim Kritiker. Dramaturgisch wirkt „Turbo & Tacho“ – popmusikalisch ausgedrückt – wie ein Wechselbad aus AC/DC, Indie-Pop und Disco-Glamour. Gewollt hart, aber vor allem herzlich. Keine Berührungsängste mit den Ruhrpott-Klischees – und dann tauchen die Farben Duisburg Nord zwischendurch in Malle-Licht. Von einem RTL-Movie darf man keine intellektuellen Höhenflüge erwarten, aber zumindest solides Handwerk, Tempo, gutes Timing und einen Hauch Genre-Ironie. Zeigt die erste Einstellung wo’s tonlagentechnisch hingeht bei „Turbo & Tacho“, so weist das anschließende liebevoll gemachte Intro in diese Richtung: die „Helden“ sind keine coolen Cop-Clowns, sondern sie sind Freunde, sie haben auch mal Gefühle, natürlich alles im Rahmen des Genres, sie haben eine gemeinsame Vergangenheit und könnten in dieser Form auch eine gemeinsame TV-Zukunft haben… (Text-Stand: 25.1.2013)