In „Herz aus Schokolade“ vor zwei Jahren verschlug es eine Frankfurter Anwältin in die Schokoladenstadt Brügge. Dort ließ sie nicht nur Süßes auf ihrer Zunge zergehen – auch sie selbst schmolz dahin. Und so ist Valerie geblieben – verbandelt mit dem jungen Chef einer traditionsreichen Schokoladenmanufaktur und ein geerbtes stilechtes, aber marodes Haus am Bein, in dem sie eine edle Chocolaterie eröffnen möchte. Ihr Freund indes hat andere Pläne. Er will den asiatischen Markt erschließen und für zwei Jahre nach China gehen – mit Valerie, nur, sie weiß noch nichts von ihrem Glück. Zuvor muss ohnehin erst noch ein finanzieller Engpass überwunden werden und eine Schokoladen-Messe erfolgreich sein. Doch dann könnte es zu spät sein. Denn der venezolanische Kakaofarmer Miguel, der die nötigen hochwertigen Zutaten liefern soll für einen Messeverkaufsschlager, liebt nun mal Süßes und baggert Valerie gnadenlos an. „Criollo bedeutet übersetzt: der Edle. Er ist sehr charakterstark und trotzdem sensibel“, macht der Südamerikaner doppelt Werbung in eigener Sache.
In „Traum aus Schokolade“ geht es um Leidenschaft, Träume und nicht zuletzt um die Qualität der Zutaten von Schokolade. Der Film tut gut daran, das alles nicht nur zu behaupten, die guten Vorsätze der Hauptfiguren nicht nur zu Lippenbekenntnissen im Munde von Schauspielern werden zu lassen, sondern auch Spuren von Unterhaltungsqualität in der Dramaturgie und auf den Bildern zu hinterlassen. Wo es geht, ist Autorin Heidrun Arnold um Handlungsdichte bemüht: fließend werden die Tonlagen gewechselt, Intrigen werden nicht übertrieben ausgespielt, jede Figur bleibt im Handeln nachvollziehbar. Viele Szenen enthalten mehrere Ebenen und Perspektiven: es gibt Beobachtende und Beobachtete. Das ist eine Regel guter Filmsprache, die in TV-Unterhaltungsfilmen hierzulande nur selten beherzigt wird.
In „Traum aus Schokolade“ geht es um das Feine, das Edle, das Besondere. Entsprechend die visuelle Anmutung des Films. Das Ambiente spielt neben Simone Hanselmann, die sich von ihrem Zickenrollen-Image offensichtlich endgültig verabschiedet hat, die zweite Hauptrolle. Regisseur Oliver Dommenget suchte elegante Auf-Lösungen und ist ähnlich wie die Autorin sichtlich um Dichte (in der Inszenierung) bemüht: da wird schon mal ein Kameraschwenk innerhalb einer Einstellung gewagt und die Art und Weise, wie er Brügge ins Bild rückt, trägt neben der Besetzung, die bis in die Nebenrollen weit über dem Durchschnitt des Sonntagsfilms liegt, maßgeblich zum positiven Gesamteindruck bei. Das ZDF sollte nicht nur die Verwendung von Süß-Stoff einschränken, sondern auch öfters mal wieder auf „Industrie-Zucker“ verzichten. „Manufakturen“ wie Summerset bieten eben doch eine andere Qualität.