„100.000 Euro – oder ich sag’ deinem Mann, wer du wirklich bist!“ Nach diversen Deals und einem längeren Knast-Aufenthalt hat Timo seine Ex-Bonnie Carolin wiedergefunden – als brave Ehefrau eines spießigen Wiener-Vorstadt-Juweliers. Die Fassade der Siegls glänzt zwar, aber der Laden steht vor dem Konkurs; der Gerichtsvollzieher geht ein und aus. Nachdem Ehemann Niklas einen Privatdetektiv auf den angeblichen Cousin Carolins angesetzt hat, weiß er Bescheid und hat einen gar nicht so undummen Plan: Wenn man schon einen Kriminellen im Haus hat, sollte dieser einem auch von Nutzen sein. Also schlägt der Juwelier dem Gauner vor, seinen Laden zu überfallen: er bekäme die Beute, Niklas das Geld von der Versicherung und alle wären zufrieden. Und wer Carolin bekommt – das würde sich noch zeigen Der Plan wird aus Glaubwürdigkeitsgründen noch um die eine Entführung Carolins erweitert – und ausgeführt, so wie Timo immer schon gearbeitet hat: dilettantisch. Plötzlich erscheint der Privatdetektiv wieder auf der Bildfläche – und der ist nicht nur Profi, wie er betont, sondern hat auch einen Bruder: der ist Kommissar & ermittelt ausgerechnet im Entführungsüberfall.
Foto: ZDF / ORF / Oliver Roth
„Trau niemals deiner Frau“! Eine wunderbar altmodische Gaunerkomödie hat sich da Drehbuchautor Detlef Michel ausgedacht. „Wer verarscht hier eigentlich wen?“, müssen sich die Beteiligten immer wieder fragen. Alle betrügen und belügen sich – und dennoch verliert man als Zuschauer nie den Überblick über das launige Treiben. Dafür sorgt schon die klare Zweimal-drei-Beziehungsstruktur: da sind der vermeintlich stoffelige Ehemann, die junge, schöne Ehefrau und ihr locker süffisanter Ex als die Gejagten und da sind der Privatdetektiv, der Ermittler und die tolldreiste Versicherungsagentin als die Jäger. Aber das ist das Schöne am Genre und diesem Film, den „Nachtschicht“-Macher Lars Becker mit leichter Hand inszeniert hat: die Rollen sind durchlässig. Das Prinzip dieser wienerisch eingefärbten Komödie über Menschen, die über ihre Verhältnisse leben, ist zwar bald zu erahnen, genau aber weiß man als Zuschauer nie, was & wie es kommen wird – inklusive Schlusspointe.
Lisa Maria Potthoff über den Ösi-Flair:
„Grundsätzlich finde ich österreichische Filme mutiger und unangepasster, weniger politisch korrekt. Es wird sich nicht so wahnsinnig ein Kopf darum gemacht, ob etwas missverstanden werden könnte oder sich jemand auf den Schlips getreten fühlen könnte.“
Foto: ZDF / ORF / Oliver Roth
Harald Krassnitzer mit Nickelbrille und Kicherlachen, Lisa-Maria Potthoff als verhinderter Vamp aus der Vorstadtvilla, Fritz Karl mit Mir-gehört-die-Welt-Lächeln, Simon Schwarz mit dem typischen Simon-Schwarz-Gesichtsausdruck des Losers, der auf Profi macht, Alexander Held als Kommissar mit verkniffener Buchhalter-Miene und krimineller Energie und Elena Uhlig als notgeile Versicherungsagentin, die herumschmeißt mit den Millionen ihrer Gesellschaft – das ist ein großartiges Ensemble, dem man gern ins Boulevardeske und gelegentlich Klamaukige folgt. Von Beginn an werden die komödiantischen Konfliktlagen auf überdeutliche Gesichtsausdrücke gebracht. Dieses Komödien-Overacting alter Schule muss man schon mögen, um einen Draht zu diesem Film zu bekommen. Maßgeblich zum guten (komödiantischen) Timing von „Trau niemals deiner Frau“ trägt auch das gute Zusammenspiel von Kamera, Ausstattung und Montage bei. (Text-Stand: 30.11.2012)