Gleich mit zwei mysteriösen Todesfälle im dichten Nebel des herbstlichen Bodensees bekommt es Klara Blum zu tun: Zum einen wird Markus Söckle, Maschinist auf einer Bodenseefähre, mit einer tödlichen Kopfverletzung aufgefunden. Der zweite Tote heißt Beat Schmeisser, und alles deutet darauf hin, dass Blums Schweizer Kollege Matteo Lüthi (Roland Koch) den vor einer Verkehrskontrolle fliehenden Schmeisser verfolgt und dann erschossen hat. Lüthi streitet weder Verfolgung noch Schuss ab, ist sich aber sicher, dass Schmeisser zuerst geschossen hat. Doch die Notwehr-Behauptung ist nicht zu belegen, bei dem Toten werden weder Waffe noch Schmauchspuren gefunden. War Lüthi tatsächlich in einer Notwehrsituation oder schoss er vorschnell, weil er mit dem kriminellen Schmeisser noch eine Rechnung wegen eines Entführungsfalls offen hatte? Da macht Klaras Kollege Kai Perlmann bei den Ermittlungen im Fall Söckle eine überraschende Feststellung: Anna Wieler, die junge Frau, mit der Söckle zuletzt gesehen wurde, ist spurlos verschwunden. Ihr Vater ist ein reicher Bauunternehmer und Schmeisser wurde in ihrer Nähe gesehen. Möglicherweise war der erneut an einer Entführung beteiligt. Annas Eltern behaupten, ihre Tochter sei in Australien, und verweigern jede Zusammenarbeit. Doch die Zeit drängt…
Drei „Tatort“-Krimis hat Regisseur Patrick Winczewski bereits mit Eva Mattes als Kommissarin Klara Blum gedreht: „Nachtkrapp“, „Im Netz der Lügen“ und „Bluthochzeit“. Wie schon in „Nachtkrapp“ gibt es dieses Mal wieder grenzüberschreitende Ermittlungen und somit ein Wiedersehen mit Roland Koch als Schweizer Ermittler Matteo Lüthi. Und ebenfalls sorgt wieder trüber Nebel, diesmal nicht im Herbst, sondern im Winter, für mysteriöse Stimmung und eine beklemmende Atmosphäre. Autor Jochen Greve (schrieb innerhalb der „Tatort“-Reihe bereits „Die Liebe der Schlachter“, „Hochzeitsnacht“ oder „Grosser schwarzer Vogel“) hat dem „Tatort: Winternebel“ viele Ideen und viele Handlungsstränge verpasst. Zu viele. Zudem mangelt es an Originalität. Die vollgepackte Geschichte ist arg konventionell erzählt, kein Dialog ist überraschend und keine Figur wirklich interessant. Patrick Winczewski hat den Krimi durchaus spannend inszeniert und mit einem actionreichen Showdown versehen, aber wenn die Kommissare samt Helfern wie im Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ in Formation durch die Konstanzer Innenstadt marschieren, um den Entführer nach der Lösegeldübergabe zu stellen, dann wirkt das ein wenig lächerlich. Einzig das Spiel gegen- und miteinander von Klara Blum und Matteo Lüthi hat Stärken. Für Co-Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel: man sieht ihm einfach gerne zu) lässt diese Episode (zu) wenig Raum. Fazit: Es bleibt brav und beschaulich am Bodensee.