Tatort – Verraten und verkauft

Behrendt, Bär, Kriener, Topol, Ullmann, Mühe, Bringmann. Klassisch guter Whodunit

09.02.2025 20:15 WDR
Foto: WDR
Foto Tilmann P. Gangloff

Im Kölner „Tatort – Verraten und verkauft“ um einen vermeintlichen tödlichen Unfall mit Fahrerflucht geht es im Hintergrund bald offenbar auch um die heimtückische Ermordung einer jüdischen Bankiers-Familie durch SS-Angehörige im Jahr 1941. Darüber hinaus gibt der Krimi dem Zuschauer einige Rätsel auf und die Überführung des Mörders ist eine echte Überraschung. Ein konzentrierter Krimi, gut besetzt & eine Regie im Dienste des Buchs.

Einen Mord, der über sechzig Jahre zurückliegt, löst man auch nicht alle Tage. Zunächst scheint es sich beim jüngsten Fall des Kölner Erfolgsduos Max Ballauf und Freddy Schenk um ganz gewöhnliche Routine zu handeln: Unfall mit Fahrerflucht. Doch dann stellt sich heraus, dass das Opfer schon tot war, bevor es überrollt wurde. Ihre Ermittlungen führen die beiden Beamten in ein Nobel-Internat. Weil aus den Jugendlichen nicht viel rauszukriegen ist, nimmt Schenk kurzerhand die ausgeschriebene Stelle des Hausmeisters an. Und schon kommt Schwung in den Fall: Es geht im Hintergrund offenbar um die heimtückische Ermordung einer jüdischen Bankiers-Familie durch SS-Angehörige im Jahr 1941. Drei Enkel müssen nun das Schicksal ihrer Großväter ausbaden: Der erste, ein junger Arbeiter aus dem Osten, hat von seinem Opa von den Morden erfahren; er ist nun selbst tot. Der zweite, Thomas, bedient sich regelmäßig im Fuhrpark seines Großvaters, dessen Bankhaus sich damals die Geschäfte der Juden einverleibte. Und der dritte ist nicht nur der Enkel des jüdischen Bankiers, sondern pikanterweise auch Thomas’ bester Freund. Damit scheint der Fall klar: Der Junge aus dem Osten hat irgendjemanden erpresst und wurde deshalb umgebracht.

Ganz so einfach macht es die Autoren Peter Goslicki und Mario Giordano in „Verraten und verkauft“ den beiden Kommissaren dann allerdings doch nicht. So hat Schenk noch genügend Gelegenheit, ein bisschen mit der einsamen Internatssekretärin zu poussieren, was diesem „Tatort“ aus Köln eine ganz ungewohnte Note verleiht. Abgesehen davon aber ist der Krimi richtig rätselhaft, zumal die Überführung des tatsächlichen Mörders eine echte Überraschung ist. Regie-Routinier Peter F. Bringmann inszeniert den Film zudem weitgehend unprätentiös: Hier soll einzig und allein eine Krimi-Geschichte erzählt werden. Es wabert zwar eine Menge Trockeneis, sämtliche Räumlichkeiten sind grundsätzlich Rauch geschwängert und bei Außenaufnahmen gibt es auch schon mal dezente Farbfilter (Kamera: Michael Faust), doch Bringmann lenkt damit nie von der Handlung ab. Für zusätzlichen Reiz sorgt eine exquisite Besetzung. Die jungen Darsteller im Vordergrund (Adrian Topol, Kostja Ullmann, Thomas Arnold) werden ergänzt durch ein namhaftes Ensemble: Ulrike Kriener als Internatsleiterin, Ulrich Matschoss als Bankier und Petra Kleinert als Journalistin, die offenbar besser recherchiert hat, als manchem Beteiligten lieb ist. (Text-Stand: 19.9.2004)

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Reihe

WDR

Mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Ulrike Kriener, Ulrich Matschoss, Adrian Topol, Petra Kleinert, Anna Maria Mühe, Kostja Ullmann, Tessa Mittelstaedt

Kamera: Michael Faust

Schnitt: Gisela Zick

Musik: Paul Vincent Gunia

Produktionsfirma: Colonia Media

Drehbuch: Peter Goslizki, Mario Giordano

Regie: Peter F. Bringmann

EA: 19.09.2004 20:15 Uhr | ARD

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