Tatort – Veras Waffen

Jochen Senf, Gregor Weber, Blumenberg. Im Keller einer Meinungsforscherin

Foto: SR / Manuela Meyer
Foto Rainer Tittelbach

Schlechte Karten für die Grande Dame der Demoskopie. Die Vergangenheit holt die kranke Managerin ein. Hans-Christoph Blumenbergs Palu-„Tatort“ spart nicht an Leichen. Der Autor-Regisseur hatte schon immer ein Faible für mythische Systeme und Manipulationsapparate. Wenn sich die Tür von der einen in die andere Welt öffnet, dann können seine Filme einen magischen Sog bekommen. Bei “Veras Waffen” gelingt das nicht so gut wie bei Blumenbergs Kinofilmen und den frühen Palu-Filmen. Dennoch: ein angenehm altmodischer Krimi.

Vera Maxheimer, die Grande Dame der Demoskopie, hat schon so manche Wahlschlacht gewonnen. Ihre letzte Schlacht aber scheint sie zu verlieren. Die Vergangenheit holt sie ein. Aber auch die Zukunft hält für die schwer herzkranke Managerin wenig Gutes bereit. “Veras Waffen” ist ein “Tatort” um Max Palu, dem frankophilen Gemütlich-Ermittler mit Fahrrad und Hang zur exquisiten Küche. Nach einigen schwachen Saarland-Krimis hat sich Palu-Erfinder Hans-Christoph Blumenberg bereit erklärt, für einen Film Buch und Regie zu übernehmen.

Und der spart nicht an Leichen. Der Mord-Reigen beginnt mit einem Studenten, der für ein Buch über die Maxheimer ihre Studienjahre recherchiert hat und offensichtlich auf brisantes Material gestoßen ist. Als nächstes erwischt es einen Ex-Ganoven – ihm werden zudem Schmalfilmaufnahmen aus den 60er Jahren geklaut. Gegenstand der Filme: Vera Maxheimer, die sich während ihres Studiums in einem Nobel-Bordell ein paar Wochen als Callgirl versucht hat. Der dritte Mord trifft die Freundin eines anderen Studenten, der an der Maxheimer-Biografie schreibt. Und schließlich gab es da noch einen Toten vor 35 Jahren. Zwischen den Leichen, Studenten und Demoskopen taucht mitunter der kleine Max Palu auf, stellt seine Fragen und denkt sich seinen Teil. Diese Welt der Meinungsmacher ist ihm reichlich suspekt. Insbesondere eine Frau wie Vera Maxheimers beste Freundin Marion von Pahl, die mal eben – weil sie es sich leisten kann – eine kostbare chinesische Vase fallen lässt. Aber auch die mit einer Leiche im Keller ausgestattete Meinungsforscherin ist nicht gerade kooperativ.

Blumenberg hatte schon immer ein Faible für mythische Systeme und Manipulationsapparate. Wenn sich die Tür von der einen in die andere Welt unmerklich öffnet, dann können seine Filme einen magischen Sog bekommen. Bei “Veras Waffen” gelingt das nicht so gut wie bei Blumenbergs Kinofilmen und den frühen Palu-”Tatorten”. Damals erzählte der ehemalige Filmkritiker noch stärker in Bildern. Dafür ist er heute näher am menschlichen Drama und an seinen Schauspielern. Und die – wenn sie Nicole Heesters, Rosel Zech, Stefan Kurt oder Jochen Senf heißen – bringen es und machen “Veras Waffen” zu einem angenehm altmodischen “Tatort”-Krimi. (Text-Stand: 28.12.2003)

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Reihe

SR

Mit Jochen Senf, Gregor Weber, Nicole Heesters, Stefan Kurt, Rosel Zech, Ellen Schwiers, Annika Blendl, Robert Glatzeder

Kamera: Klaus-Peter Weber

Szenenbild: Norbert Scherer

Schnitt: Florentine Bruck

Produktionsfirma: Telefilm Saar

Drehbuch: Hans-Christoph Blumenberg

Regie: Hans-Christoph Blumenberg

EA: 28.12.2003 20:15 Uhr | ARD

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