In Krimis haben Träume selten eine Chance. „Nichts wie raus hier“ ist die Devise von Jungs wie Pit und Dennis. Sie leben in „Betonien“, in einer jeder öden, freud- und lieblosen Betonvorstädte, wie es sie am Rande jeder größeren Stadt gibt. Dennis (Janis Runge) hat mal geholfen, zwei Kaufhaus-Einbrecher zu schnappen; seither hält er sich für einen Polizisten. Doch Pit (Frederic Welter) will viel höher hinaus: Weil er selbst mit geschlossenen Augen den Ball im Korb versenkt, träumt er von einer Karriere als Basketball-Star im fernen New York. Sein Vater (Thomas Anzenhofer) hat es ihm schließlich versprochen: „Ich hol‘ uns hier raus!“ Doch da wusste er noch nicht, dass seine Frau (Barbara Rudnik) ein Verhältnis mit seinem besten Freund hat. Kurz darauf ist der Freund tot; für Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl) ein klarer Fall. Oder doch nicht? Denn auch Grosser (Sepp Schauer), Chef einer privaten Sicherheitsfirma und Arbeitgeber der beiden Freunde, benimmt sich höchst seltsam, zumal es da eine rätselhafte Einbruchsserie in seinem Bezirk gibt
Aber der Kriminalfall wird in diesem „Tatort“ aus München ohnehin mehr und mehr zur Nebensache, weil das Drehbuch von Friedrich Ani von vornherein auf Sozialdrama angelegt ist. Tatsächlich entstand die Idee, als Autor Ani an einem Jugendbuch mit ganz ähnlichem Thema arbeitete; kein Wunder, dass die Aufklärung des Mordes letztlich weniger interessiert als die Frage, was aus den Träumen der beiden Jungs wird. Als soziales Drama ist der Film überaus gelungen, zumal Friedemann Fromm sehr stimmungsvoll inszeniert und Jo Heims Bilder lange nachwirken: Statt Weihnachtsfreude zeigen die Winterbilder bloß eine graue Tristesse, die aber mit einem wunderschönen Großstadt-Blues (Musik: Manu Kurz) unterlegt ist. Für einen Krimi jedoch bietet „Und dahinter liegt New York“ relativ wenig Spannung.
Hübsch sind vor allem die Details am Rande, mit denen Ani und Fromm die „Hölle der Vorstadt“ illustrieren. Zu den fast schon kafkaesken Erlebnissen der beiden Hauptkommissare in ihrem dreißigsten gemeinsamen Fall gehört unter anderem eine unfreiwillige Busfahrt, nachdem man ihnen alle vier Reifen zerstochen hat: Der Busfahrer entpuppt sich als äußerst rabiat, und eine ältere Dame nutzt die kurzzeitige Verwirrung der Polizisten schamlos aus.