Ein Jahr ist es her, da wollte der ORF ein neues “Tatort”-Team etablieren. In dem in Österreich viel gelobten Debütkrimi “Nichts ist so fein gesponnen” war viel Wiener Schmäh im Spiel und zu sehen waren ein kantiger Wolfgang Böck und der auch bei uns bekannte Simon Schwarz. Doch in der ARD wurde der “Tatort” nicht gesendet. Die Verantwortlichen erkannten, dass da a bisserl viel mit “Kieberern” und anderem Ösi-Wortschatz hantiert wurde und der Wiener Dialekt für die deutschen Nordlichter ein Handikap darstellen dürfte.
Dafür gibt es jetzt den seit drei Jahren einmal jährlich ermittelnden Chefinspektor Eisner alias Harald Krassnitzer zwei Mal pro Jahr. Ein bekanntes Gesicht und ein österreichisches Idiom, mit dem die Deutschen seit Krassnitzers “Bergdoktor” vertraut sind. Ein Schelm, wer hinter dem Aus des Wien-Teams mehr vermutet als nur die Sprachbarriere zwischen Deutschen und Österreichern. Nun gut, am Sonntag ist mal wieder der sympathische Wiener dran, der bislang mit Vorliebe in Tirol ermittelte. Bisher brachten die Eisner-Fälle mit skandalträchtigen Kreuzigungsszenen und anfangs Sophie Rois als Partnerin viel Abwechslung ins deutsche “Tatort”-Einerlei. Doch “Tod unter der Orgel” kommt trotz guter Buch-Idee nicht in Gang.
Internationaler Orgelwettbewerb in einem Kloster in Kärnten. Ein aus Österreich stammender Bischof, der in Brasilien bei den Straßenkindern seine Berufung gefunden hat, kommt als Ehrengast. Ein Mensch, der nicht nur Freunde hat. Also müssen Eisner und sein neuer Chef Schremser für den nötigen Personenschutz sorgen. Die Feier mit einer Orgeleinlage eröffnen sollte der Bischof. Doch der steckt im Stau. Ein Student springt ein. Nach den ersten Tönen löst sich eine Orgelpfeife aus der Verankerung – Genickbruch. Schremser ist sich sicher, der Anschlag galt dem Mann aus Rio. Eisner sieht das anders. Als wenig später einen zweiten Studenten, der vom Kakao des Bischofs schlürfte, der Exitus ereilt, scheint Schremser Recht zu behalten. Doch Eisner glaubt dennoch, den Mörder unter den kiebigen Musikprofessoren und den missgünstigen Organisten-Schnöseln zu finden. Ein paar böse Dialoge zünden, sonst geht es eher behäbig zu in diesem Kammerspiel-Klosterkrimi im Halbdunkel, dem der offenbar beabsichtigte “Im Namen der Rose”-Touch nicht gelingen will. Diese Allerwelts-Whodunit hat mehr von „Pfarrer Braun“ als vom Moritz Eisner der Anfangstage! (Text-Stand: 14.3.2004)