Mordlüstern schleicht der Täter durch den Wald, zischend saust die Axt durch Luft, dass das Blut nur so spritzt: Für einen „Tatort“ aus Österreich beginnt der Krimi „Tod aus Afrika“ ganz schön drastisch. Doch der Einstieg auf höchstem Spannungsniveau ist ein leeres Versprechen, denn zunächst mal sacken Dramatik und Rasanz ins Bodenlose. Ohnehin findet Autor Felix Mitterer, normalerweise einer der Besten seines Fachs, viel zu spät zur eigentlichen Geschichte: Denn was mitten in der Tiroler Beschaulichkeit lange Zeit wie ein Eifersuchtsdrama wirken soll, ist in Wirklichkeit ein politischer Fall.
Vielleicht lag es ja auch an der Inszenierung: Andreas Prochaska bekommt die Geschichte bei seiner ersten „Tatort“-Regie nicht recht in den Griff. Zu viele Erzählebenen verstellen den Blick auf das Wesentliche: hier der Mord an einem Flüchtling aus Somalia, dort ein zum Asylantenheim umfunktionierter Gasthof, den eine Matrone (Ruth Drexel) mit matriarchalischer Mütterlichkeit mehr schlecht als recht über Wasser hält. Ihr nichtsnutziger Schwiegersohn (Andreas Patton) bändelt mit einer hübschen Afrikanerin an, die kunterbunt zusammengewürfelte Multikulti-Belegschaft belauert einander mit Misstrauen und Eifersucht. Und mittendrin der Wiener Sonderermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), der zu allem Überfluss auch noch die halbwüchsige Tochter im Schlepptau hat, sich kurzerhand im Gasthof einmietet und prompt zwischen die Fronten gerät.
„Hier gelingt das paradoxe Kunststück, eine ereignisarme Geschichte im Eiltempo zu überladen… Erst passiert nichts, dann alles zugleich.“ (TV-Spielfilm)
Allerdings verzetteln sich Mitterer und Prochaska zwischen kleinem Familiendrama und großer Politik. Viel zu spät lässt das Drehbuch die Katze aus dem Sack: Der ermordete Afrikaner steht ebenso wie seine Landsleute, die in Wirklichkeit politisch Verfolgte aus dem Sudan sind, auf einer Todesliste. Doch was Mitterer vermutlich als Clou geplant hatte, muss verpuffen, weil man schon früh ahnt, dass Eisners Dolmetscher gleichfalls in den Fall verwickelt ist. Ärgerlicher aber ist der Versuch, den Krimi mit allerlei Mätzchen aufzumotzen. Die Musik ist zwar interessant, scheitert aber trotzdem in dem Bemühen, im Verein mit allgegenwärtigen Amuletten der Tiroler Beschaulichkeit eine gewisse „Mystery“-Stimmung zu verleihen. Im Gegenteil: Gerade weil sich der Film so prätentiös gibt, wird die Fallhöhe zwischen Wunsch und Wirklichkeit nur noch deutlicher.