Tatort – Stirb und werde

Axel Milberg, Matthias Brandt, Garde. Der Profiler, der Psychopath & die Psychologin

Foto: NDR / Marlies Henke
Foto Rainer Tittelbach

Ist da ein irrer Serienmörder in Kiel unterwegs oder ist jener freundliche Herr Gärtner ein helfender Todesengel im Namen der Menschenwürde? Im „Tatort – Stirb und werde“ bekommt es Kommissar Borowski mit einem ebenbürtigen Gegner zu tun. Matthias Brandt spielt diesen vermeintlichen Erlöser auch optisch mit Milberg-Touch. Was auf der Film- und Bildebene gut funktioniert, ist psycho- wie kriminologisch wenig plausibel, und besonders spannend ist der gut inszenierte Film von Claudia Garde auch nicht. Die offene Führung des Täters bekommen einige „Borowskis“ der 00er Jahre dramaturgisch sehr viel besser hin!

Ist da ein Irrer in Kiel unterwegs, der sich für Körperflüssigkeiten interessiert? Oder spielt hier einer den helfenden Todesengel, der Menschen mit besonderer Begabung heimsucht? Eine 16-jährige Klaviervirtuosin, ein unter Alzheimer leidendes Schachgenie und ein Olympionike im Rollstuhl – sorgsam einbalsamiert – werden Opfer eines Serienmörders von nebenan, dem es offenbar um Anerkennung geht. „Ich bin kein Monster; ich habe ihnen ihre Würde zurückgegeben“, lässt er die Polizei wissen. Ein schwieriger Fall für Borowski, dem es auch persönlich nicht gut geht. Er leidet unter Herzschmerzen, seine Nerven liegen häufig blank und dann ist da auch noch diese Frieda Jung, die ihm penetrant auf die Pelle rückt. Sie soll ein psychologisches Profil von ihm erstellen. Als ein hochbegabter siebenjähriger Junge verschwindet, der unter Muskelschwund leidet, herrscht Ausnahmezustand in Kiel. Borowski setzt alles daran, einen weiteren Mord zu verhindern – und er stellt dem Killer eine Falle.

Im dritten Borowski-„Tatort – Stirb und werde“ (frei nach Goethe) bekommt es der Kommissar mit einem ebenbürtigen Gegner zu tun. Der Mörder ist der freundliche Herr Gärtner, der ähnlich wie sein Gegenüber gelegentlich herrlich ausrasten kann. Matthias Brandt spielt diesen vermeintlichen Erlöser auch optisch mit Milberg-Touch. Was auf der Film- und Bildebene gut funktioniert, ist psycho- wie kriminologisch wenig plausibel, und besonders spannend ist der gut inszenierte Film von Claudia Garde auch nicht. Das aber liegt keineswegs an der offenen Führung des Täters, sondern an der wenig komplexen Krimihandlung. Was in späteren Kieler Duellen wie „Borowski und die Frau am Fenster“ oder „Borowski und der stille Gast“ zu atmosphärischen Zweikämpfen verdichtet wird, geriet Autor Orkun Ertener 2004 etwas grob und knallig (und auch Garde zog nach, was Musik & Montage angeht). In „Stirb und werde“ nimmt dafür das seinen Anfang, was den Reiz weiterer Borowski-Filme ausmachen sollte: das Spiel zwischen Milberg und Eggert, zwischen Profiler und Psychologin – dieses Knistern, dieser leise Flirt (in einem Pflegeheim wird der linkische Polizist sogar zu einem Tänzchen genötigt) entschädigt für die Löcher im Serienmörder-Skript.

Tatort – Stirb und werdeFoto: NDR / Marlies Henke
Borowski (Axel Milberg) und die Frauen. OBEN: Der Kommissar tröstet die Schwester der toten Musikerin (Lavinia Wilson). UNTEN: Das Krimi-Duell mit der Matthias-Brandt-Figur okay, die Psycho-Balz mit Jung (Maren Eggert) mehr als das!

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Reihe

NDR

Mit Axel Milberg, Matthias Brandt, Mehdi Moinzadeh, Maren Eggert, Thomas Kügel, Anna Thalbach, Tamara Simunovic, Sólveig Arnarsdóttir

Kamera: Martin Fark

Schnitt: Angelika Strelczyk

Musik: Jörg Lemberg

Produktionsfirma: Studio Hamburg

Drehbuch: Orkun Ertener

Regie: Claudia Garde

Quote: 8,85 Mio. Zuschauer (26,1% MA); Wh. (2021): 5,35 Mio. (16,6% MA)

EA: 10.10.2004 20:15 Uhr | ARD

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