Tatort – Sterben für die Erben

Folkerts, Hoppe, Krauss, Dorothee Schön, Lars Montag. Ein Fressen für die Geier

Foto: SWR
Foto Tilmann P. Gangloff

„Sterben für die Erben“ ist ein „Tatort“ aus Ludwigshafen, in dem Lena Odenthal so etwas wie die Rolle der staunenden Zuschauerin einnimmt. Im Zentrum des Films stehen drei Geschwister samt Anhang, die sich, kaum ist ihr Vater verschieden, wie die Aasgeier um das Erbe streiten. Mitunter grenzt die groteske Geschichte von Grimme-Preisträgerin Dorothee Schön, die von Lars Montag in der Inszenierung noch zugespitzt wird, an eine Satire. Dabei ist der Film eigentlich eine Tragödie, die durch die Personen und nicht zuletzt auch deren Besetzung karikierende Züge annimmt. Ein unterhaltsamer, herzerfrischender „Tatort“.

Krimiautoren mit Hütchenspielern zu vergleichen, mag etwas respektlos erscheinen; doch da Dorothee Schön den Vergleich vornimmt, muss wohl was dran sein. Sie schreibt seit über zwanzig Jahren Drehbücher, darunter viele Kriminalfilme und davon diverse „Tatorte“ für den SWR. Mal habe man viele Hütchen, sagt sie, manchmal wenige. „Sterben für die Erben“, den jüngsten SWR-Krimi aus Ludwigshafen, hält sie „für ein besonderes Hütchenspiel“, und das ist ohne Frage richtig; auch wenn Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) diesmal so etwas wie die Rolle der staunenden Zuschauerin einnimmt. Im Zentrum des Films stehen drei Geschwister samt Anhang, die sich, kaum ist ihr Vater verschieden, wie die Aasgeier um das Erbe streiten.

Mitunter grenzt Schöns groteske Geschichte, die von Lars Montag in der Inszenierung noch zugespitzt wird, an eine Satire. Dabei ist der Film eigentlich eine Tragödie, die durch die Personen und nicht zuletzt auch deren Besetzung karikierende Züge annimmt. Drolligste Figur ist die älteste Tochter (Karla Trippel), eine vermeintlich erfolgreiche Immobilienmaklerin, deren Büro allerdings ihr Auto und deren Sekretärin sie selbst ist. Arme Schweine sind im Grunde auch der furchterregend korpulente Walter (Josef Ostendorf) und seine nicht eben zierlichere Gattin Walburga (Sabine Orléans). Um so fragiler wirkt dagegen Pia (Naomi Krauss), die jüngste Tochter. Ihr hat der Vater (Traugott Buhre), ein ewiger Griesgram, dem offenbar jeder von Herzen ein baldiges Ableben wünschte, vor zehn Jahren sein Hotel geschenkt. Vor neun Jahren und elf Monaten, um genau zu sein, denn die fehlenden vier Wochen sind ein Mordmotiv: Erst danach wäre die Schenkung wirksam geworden. Nun liegt er am Fuß der Treppe tot im eignen Blute, und daher dürfen Pias Geschwister auf ihrem Pflichtteil bestehen; was sie selbstredend auch tun.

Nicht minder herzerfrischend als die reizende Mischpoke sind die verschiedenen Geschichten am Rande: hier ein heimliches Rendezvous mit einem Pfarrer, dort die fürchterlich neunmalkluge Praktikantin, mit der sich Lena Odenthal rumplagen muss, und schließlich der wieder mal bemitleidenswerte Kopper (Andreas Hoppe), den es direkt aus dem Urlaub „under cover“ ins Hotel verschlägt, wo er voller Verachtung, aber dafür buchstäblich vor sich hin kochen darf. Ein unterhaltsamer „Tatort“ also, bei dem Frau Schön in Sachen DNA-Test allerdings ein kleiner Denkfehler unterlaufen ist. (Text-Stand: 1.7.2007)

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Reihe

SWR

Mit Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe, Claudia Fritzsche, Naomi Krauss, Maximilian Mauff, Traugott Buhre, Karla Trippel, Leopold von Verschuer, Sabine Orleans, Nikola Kastner

Kamera: Jürgen Carle

Szenenbild: Andreas Schmid

Schnitt: Roswitha Gnädig

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Dorothee Schön

Regie: Lars Montag

EA: 01.07.2007 20:15 Uhr | ARD

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