Still ruht der See. Eine Yacht treibt im Morgengrauen herrenlos im deutschen Teil des Bodensees. Vom Eigentümer, dem Schweizer Werftbesitzer Urs Stähli, keine Spur. Der übereifrige Thurgauer Seepolizist Steiner hat den Großunternehmer im Visier: Geldwäsche und Drogenschmuggel im großen Stil wirft er ihm vor – allein es fehlen die Beweise. Wenig später findet man Stählis Leiche auf dem See. Klara Blum ist bei ihren Ermittlungen auf die Amtshilfe von Reto Flückiger angewiesen. Eiin sympathischer Kollege, doch er scheint befangen zu sein. Sein Kompagnon Steiner, der dem Drogenhandel offenbar den persönlichen Kampf angesagt hat, steht bald selbst unter Verdacht. Er flüchtet und taucht unter, während sich die Indizien gegen ihn mehren. Doch Flückiger hält noch immer seine Hand schützend über den Freund. Parallel geht Perlmann einer anderen Spur nach – und gerät bald in Gefahr.
Zwei deutsche und zwei Schweizer Ermittler – und doch ist der eigentliche Hauptdarsteller in diesem „Tatort“ der Bodensee. Seenotzeichen, Yachten und Schlauchboote, wattiger Nebel und winterlicher Sonnenschein über der Wasseroberfläche – noch nie wurde der Bodensee so konsequent in die Handlung eines Klara-Blum-„Tatorts“ eingebaut und selten war er visuell so präsent wie in René Heisigs „Seenot“ nach dem dramaturgisch stimmigen Buch von Dorothee Schön. Die Geschichte zieht zwar alle Register, hier ein bisschen Mafia, dort ein bisschen Privatkonflikt – dennoch wirkt dieser Krimi alles andere als überladen. Die etwas behäbigere schweizerische Gangart tut diesem Bodensee-fixierten Film gut und sorgt dafür, dass das Atmosphärische nicht zu kurz kommt. Für Freunde solider Spannung bietet die letzte Viertelstunde dann auch noch einiges: z.B. den Blum-Perlmann-typischen Last-Minute-Rescue. Einer der bislang stärksten Fälle vom Bodensee-„Tatort“-Team, bei dem Eva Mattes einmal etwas mehr zu spielen bekommt. Gut macht sich auch Stefan Gubser als Flückiger, an dem die Kommissarin sichtlich Gefallen findet. „Ein guter Typ“, meint auch Perlmann mit ironischem Unterton. Apropos Ton: der stimmt auch in „Seenot“ – in Form des angejazzten Soundtracks, der sich cool über die starken Bilder legt. (Text-Stand: 7.5.2012)