Der Schmiss ist etwas aus der Mode gekommen. Anders als die Generationen der Vorväter legt der akademische Nachwuchs Wert auf eine makellose Erscheinung. Aber es gibt sie noch, die schlagenden Verbindungen: studentische Gruppierungen, die nicht nur dem Suff, sondern auch dem Duell frönen. Für Außenstehende ist diese Welt ebenso fremdartig wie eine skurrile Sekte. Deshalb sind die Vorurteile, mit denen sich Thiel (Axel Prahl), der brummelige „Tatort“-Kommissar aus Münster, unter die Mitglieder der „Pomerania-Guestphalia“ mischt, durchaus angebracht: Gemeinsam mit dem etwas engstirnigen Ermittler entdeckt man staunend eine neue Welt. Dass es überhaupt dazu kommt, verdankt Thiel einem Skelett im Wald und dem blasierten Boerne (Jan Josef Liefers): Während der Kommissar als Figur stets etwas berechenbar ist, darf der Pathologe immer wieder neue Facetten aus dem Hut zaubern. Diesmal enttarnt Autor Johannes W. Betz den Professor als zweikampferprobten Haudegen: Boerne gehörte nicht nur zur Pomerania-Guestphalia, sondern auch dem Hanauer Kreis an, einer Gruppierung, die es besonders wild trieb. Weil der Tote offenbar mit einer Duellpistole erschossen wurde, mischt sich Boerne unter die alten Kameraden und versucht, die Mauer des Schweigens gewissermaßen von innen zu knacken. Gerade sein alter Mentor Stielicke (Michael Degen), der Vater des Toten, erweist sich als besonders harte Nuss.
Naturgemäß macht die Faszination der Verbindung einen Großteil des Reizes dieses Münster-Krimis aus. Fürs Comedy-Element ist hingegen wieder mal Thiel senior zuständig: Immer wieder muss der Kommissar seine Ermittlungen abbrechen, weil „Vater“ mit Herzproblemen ins Krankenhaus eingeliefert worden ist, aber dort die Joints nicht lassen kann. Geschickt verknüpft Betz auch diese Ebene mit dem Fall: Stielicke, dessen Beziehungen selbst bis in die Staatsanwaltschaft reichen, leitet die Kardiologie & macht aus der Herzens- eine Chefsache.