Tatort – Sag nichts

Prahl, Liefers, Schily, Mellies, Lars Kraume. Münster-Mord im Puppenhaus

Foto: WDR
Foto Tilmann P. Gangloff

„Sag nichts“ (2003), der vierte „Tatort“ aus Münster, ist ein ernsthafter Krimi geworden, fast schon ein richtiges Familiendrama. Handlung und Dramaturgie sind angenehm altmodisch; dafür sorgt Lars Kraumes stilsichere Inszenierung für Abwechslung. Wieder sind die Szenen mit Prahl und Liefers die besten. Starke Auftritte hat aber auch Mechthild Großmann.

Beim vierten Fall des Münsteraner „Tatort“-Teams gibt es nichts zu lachen. Autor Hans-Christian Laaber erzählt eine Geschichte, die gar nicht komisch ist. Zum Glück haben es sich Stephan Cantz und Jan Hinter, die Erfinder von Thiel und Boerne, bei ihrer Bearbeitung des Drehbuches verkniffen, den beiden noch ein paar komische Dialoge anzudichten.

Wenn man nur ein paar Vorzeichen änderte, würde der Stoff von „Sag nichts“ auch für ein Familiendrama taugen. Anders als so viele Sonntags-Krimis aber ist dieser ein richtiger „Tatort“, ein Film also, bei dem der Fall im Vordergrund steht. Sieht man von der überaus modischen Inszenierung durch Lars Kraume ab – ständig ist beispielsweise bei Gesprächen die Kamera in Bewegung –, sind Handlung und Dramaturgie fast schon altmodisch.

Das Drama nimmt seinen Lauf, als an einem See die Leiche eines erschlagenen Mannes entdeckt wird. Seine Identität ist rasch geklärt. Es ist bereits der zweite Schicksalsschlag, der Henner Baermann (Otto Mellies) binnen kurzem trifft: Gerade erst hat er seine zweite Frau begraben. Die erste ist ihm bereits vor Jahrzehnten davongelaufen, nach Amerika. Den Schock haben seine Kinder nie verwunden: Tochter Hanne (Jenny Schily) ist schon seit Jahren in psychiatrischer Behandlung, der Sohn litt seit je her unter Depressionen; nun ist er tot. Der Verdacht fällt auf seine Frau, die ein Verhältnis mit seinem besten Freund hat.

Doch die Lösung wäre zu einfach. Diesmal ist es Boerne, der die richtige Nase für das Rätsel hat. Es muss sich zumindest im übertragenen Sinne hinter der einzigen Tür verbergen, die es in einem selbst gebastelten Puppenhaus von Hanne gibt. Wieder sind die Szenen mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers, der diesmal auch die Musik komponierte, die besten. Doch die Beziehung zwischen Thiel und Boerne ist reifer geworden, sie brauchen nicht mehr um jeden Kalauer zu wetteifern. Um so schöner sind die kleinen Momente widerwilliger Freundschaft, etwa das gemeinsame Kochen (Boerne konsequent im Zweireiher). Anstelle der Wortgefechte zwischen dem Pathologen und seiner kleinwüchsigen Assistentin (ChrisTine Urspruch) hat nun die Staatsanwältin mit der Raucherstimme (Mechthild Großmann) größere Auftritte. Die Schlüsselrolle der Geschichte aber spielt Otto Mellies. Vater Baermann, ein freundlicher, vom Schicksal gebeutelter älterer Herr, ist allem Anschein nach ein harmloser Kaninchenzüchter; aber was passierte wirklich vor dreißig Jahren? (Text-Stand: 14.12.2003)

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Reihe

WDR

Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, Oliver Bokern, Jenny Schily, Otto Mellies, Christine Urspruch, Mechthild Großmann, Harald Schrott

Kamera: Philippe Cordey

Schnitt: Bernd Schriever

Musik: Jan Josef Liefers

Produktionsfirma: Colonia Media

Drehbuch: Hans-Christian Laaber – Bearbeitung: Jan Hinter, Stefan Cantz

Regie: Lars Kraume

Quote: 7,98 Mio. Zuschauer (21,6% MA)

EA: 14.12.2003 20:15 Uhr | ARD

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