“Wenigstens das Bier ist echt”, murmelt Hauptkommissar Kain. Ansonsten hält Köln für ihn und seinen Leipziger Kollegen Ehrlicher manch Überraschung bereit. Der vermeintliche “Broiler” entpuppt sich als ein Stück Käse mit Senf, und der “kölsche Kaviar” entspricht auch nicht ganz den kulinarischen Erwartungen. Zwei “Tatort”-Teams machen mal wieder gemeinsame Sache. Erst vor zwei Jahren haben sich die Kölner und Leipziger zu einem Ost/West-Treffen zusammengefunden. Damals gab es noch reichlich Kompetenzgerangel. Dieses Mal sind es eher Abstimmungsprobleme. Ansonsten beschränken sich die Ost/West-Konflikte auf harmlose Trabbi- und Kölsch-Späßchen. Motto: Es darf gefrotzelt werden.
“Natürlich besteht ein Reiz dieser Produktion darin, die Ossi- und die Wessi-Klischees zu bedienen und sie gleichzeitig zu unterlaufen”, sagt Regisseur Kaspar Heidelbach, der bereits den ersten MDR/WDR-”Tatort: Quartett in Leipzig” gemacht hat. Beide Seiten könnten heute entspannt mit alten Vorurteilen umgehen. Das hat Autor Panzer recht stimmig in die Story eingearbeitet. Da gibt es eine Szene, in der Freddy Schenk seinen Ostkollegen damit aufzuziehen versucht, indem er ihm einen Trabbi als Dienstwagen besorgt hat. Heidelbach: “Doch Ehrlicher ärgert sich nicht etwa, sondern freut sich über diese Aufmerksamkeit”.
Wo menschliche Zwischentöne die Musik machen, bleibt oft die Geschichte auf der Strecke. So auch in diesem “Tatort-Rückspiel”. Wie Autor Panzer das vermeintliche Eifersuchtsdrama Ost mit einem Kunstraub und Versicherungsbetrug West verbindet – das ist nicht gerade hohe Krimi-Kunst. Vier Kommissare – da braucht man viel Stoff zum Kombinieren. Was ist auf dem Autobahnparkplatz in der Nähe von Köln wirklich passiert? Wer hat die wertvollen Kunstwerke aus dem Transporter geraubt? Warum musste der Fahrer sterben? Wo ist der Beifahrer geblieben? Kannten die Fahrer den oder die Täter? Viele Fragen wirft der Fall auf, viele Fragen, die davon ablenken sollen, dass die überkonstruierte Story voller Unglaubwürdigkeiten steckt. Da bleibt dann auch den ausgezeichneten Gast-Schauspielern Katrin Saß und Mirijam Agischewa wenig Raum für ein psychologisch austariertes Spiel.
Im Mittelpunkt stehen also die vier Kommissare. Vor allem Ehrlicher im unabgestimmten und nicht ganz ungefährlichen Undercover-Einsatz hat ein paar bemerkenswerte Auftritte. Doch die anderen stehen sich desöfteren auf den Füßen. Und wie sie sich gegenseitig den Fall erklären, das grenzt mitunter ungewollt an Krimi-Parodie. Heidelbach sieht seine zweite “Tatort”-Kooperation natürlich etwas anders. “Wenn statt zwei plötzlich vier Kommissare gemeinsam ermitteln, ergeben sich daraus ganz neue Spannungsverhältnisse. So werden die Charaktere noch einmal aus einer neuen Perspektive beleuchtet.”