“Alte Ost-West-Rechnungen sind nicht mehr offen”, sagt Dietmar Bär. Im Jubiläums-”Tatort” zum 30. Jahrestag der ARD-Krimi-Institution gehen er und sein WDR-Kompagnon Klaus J. Behrendt mit dem MDR-Duo Peter Sodann und Bernd Michael Lade auf Verbrecherjagd im Burschenschafts-Milieu. Sind die Vorbehalte gegen die Kollegen zunächst groß, zieht man doch schnell am selben Strang. Nur der Erfolg zählt. Und acht Augen sehen mehr als vier.
Zwei tote Burschenschaftler: der eine in Leipzig, der andere in Köln. Die Spuren führen in das Haus einer schlagenden Studentenverbindung und in eine Lungenklinik, in der ein schmissiger “Alter Herr” (Vadim Glowna) erfolgreich seine Operationsmesser wetzt. Bei den Sudenten schmuggelt sich Ballauf ein, beim Professor Dauerhuster Ehrlicher. Schnell wird klar, dass in beiden Häusern etwas faul ist. Wird der Mörder im Namen von Heimat, Gerechtigkeit und Ehre gedeckt? Hatte einer der Toten Beweismaterial gegen den Mediziner-Übervater in der Hand? Und welche Rolle spielt dessen liebreizendes Töchterlein (Theresa Hübchen)?
Bei “Quartett in Leipzig” interessiert es einen vor allem, wie es die vier Kommissare miteinander können. Da wird anfangs heftig gefrotzelt, sogar der Austausch von Berichten ist unmöglich: “unser Fax sendet nicht”, feixt Ehrlicher. Da vergessen die Kölner den Dienstweg, stehen auf einmal in Leipzig auf der Matte und funken den “Ossis” in ihre Ermittlungen. Ehrlicher findet es gar nicht lustig. “Naja, im Grunde reagiert doch jeder gereizt, wenn ein anderer in sein Revier einringt”, glaubt Sodann. Die Ressentiments sind schnell verflogen. “Mit dem Moment des Zusammentreffens beginnt der Abbau der Vorurteile”, stellt Bär klar.
Der Titel “Quartett in Leipzig” spielt auf den ersten “Tatort” vor 30 Jahren an: “Taxi nach Leipzig”. Damals musste der erste der bislang 70 Kommissare nach “drüben”, um seinen Fall zu lösen. Trimmel stieß dabei auf eine recht freundliche DDR-Bevölkerung. “Wandel durch Annäherung” – die politische Devise der Brandt-Ära galt auch fürs Kriminalspiel. Die nächste Annäherung fand dann nach der Wende, 20 Jahre später statt. “Unter Brüdern” hieß der höchst trinkfreudige Ausflug von Schimanski und Thanner zu zwei Kommissaren des “Polizeiruf 110”. Dagegen sind jetzt am Sonntag die zwei Pils unter Kollegen eher harmlos. Wie überhaupt der ganze Film. “Es war schön mit Euch”, sagt Ehrlicher am Ende. Auf ein Wiedersehen in Köln, vielleicht zum 500. “Tatort”!? (Text-Stand: 26.11.2000)