Ein Bauunternehmer baumelt an einer Kölner Rheinbrücke. Doch Max Ballauf vergnügt sich derweil beim Klassentreffen in Essen. Zwischen ihm und seiner vermeintlich glücklich verheirateten Jugendliebe Katja funkt es nach über 30 Jahren noch immer. Sie landen miteinander im Bett, während ihr Ehemann, ebenfalls ein alter Schulkamerad und wie einst ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse, in seinem Hotelzimmer ermordet aufgefunden wird. Die Essener Kommissarin hat zunächst Ballauf unter Verdacht, danach wendet sie sich Katja zu. Ihre Ehe lag offenbar in den letzten Zügen. War die Liebesnacht mit Ballauf vielleicht sogar Teil eines Mordplans? Der Kölner Kommissar will es nicht glauben. Auch Freddy Schenk verschlägt es am nächsten Tag nach Essen, denn es gibt eine Verbindung zwischen dem ermordeten Bauunternehmer und Katjas Ehemann, der Geschäftsführer der „Ruhr 2010 Stiftung“ war. Offenbar haben beide mindestens eine Million Euro veruntreut. In der Chefetage der Stiftung trifft Ballauf auf eine weitere Bekannte aus alten Schultagen.
König Zufall regiert diesen Krimi, dem eine nicht ganz neue, dennoch immer effektvolle Ausgangsidee zugrunde liegt. Klassentreffen haben ihre eigenen Gesetze, leider finden diese kaum Eingang in den „Tatort: Klassentreffen“. Die Zeitreise ist nicht mehr als Vorwand für einen leidlich originellen Whodunit, auch die Besinnung auf die Träume der Jugend, die den beiden Hauptprotagonisten mal wieder die Möglichkeit gibt, sich über Lebensplanung und persönliche Ziele auszutauschen, wird in typischer Ballauf-Schenk-Manier Buddy-like menschelnd und witzelnd zerredet. Die Krimihandlung ist extrem konstruiert, die Schulkameraden-Darsteller bewegen sich – gemäß der Drehbuchvorlage – auf Laienthea-ter-Niveau und die Tonspur ist eine Höllenqual voller unmotiviertem Gesülze und Getrommel. Überzeugend ist allein die Besetzung der größeren Rollen: Karoline Eichhorn ist mal wieder die Klassenbeste. Ihr Doppel mit Klaus J. Behrendt besitzt eine gewisse Tiefe und Ernsthaftigkeit, eine Tiefe, die man in anderen Szenen nur selten findet. Für einen Heidelbach-„Tatort“ ist das alles ziemlich uninspiriert. Sicher, der WDR-„Tatort“ ist ein Selbstläufer, ein Zuschauer-Magnet, und er ist trotz Schwachstellen unterhaltsam geraten – doch etwas weniger „business as usual“ und etwas mehr handwerkliche Qualität hätten es schon sein können.