Dieser „Tatort“ aus Hamburg beginnt mit einem Paukenschlag. Im Strafjustizgebäude der Stadt fallen Schüsse. Zwei treffen ihr Ziel, einen einst gefeierten und dann gefeuerten Enthüllungsjournalisten. Ein dritter Schuss trifft die Justitia-Statue. 85 Minuten später weiß man, dass es sich bei diesem dritten Schuss nicht um einen zufälligen Querschläger gehandelt hat. „Investigativ“ dreht sich um die vier Gewalten im deutschen Rechtsstaat. Im Mittelpunkt steht ein ebenso charismatischer wie halbseidener Wirtschaftsmagnat, der mit mafiosen Mitteln Politik und Justiz der Hansestadt fest im Griff hat. Jeder, der ihm Steine in den Weg legt, nimmt ein unrühmliches Ende. Und jetzt trifft es einen investigativen Journalisten? Am Ende ist alles ganz anders. Nur eines ist unzweifelhaft: auch die vierte Gewalt ist käuflich.
Dieser „Tatort“, den Claudia Garde klar und ohne ästhetischen Schnickschnack inszeniert hat, leidet etwas unter seinen politischen Ambitionen. Die Sorgfalt jedenfalls, die die Autoren dem Thema angedeihen ließen, vermisst man bei der dramaturgischen Gestaltung. Umständliche Szenenfolgen, ermüdende Parallelverhöre und redundante Dialoge prägen diesen Krimi, der sich bei aller Brisanz ziemlich müde dahinschleppt. Und ob es mit der Brisanz wirklich so weit her ist?! Schließlich gibt es auch andere Krimis, die sich mit Korruption im großen Stil auseinandersetzen. Man denke nur an Senta Bergers großartige ZDF-Reihe „Unter Verdacht“. Dagegen ist „Investigativ“ nur ein netter, kleiner Versuch. (Text-Stand: 10.6.2007)