Fadime Gülüc soll zum Aushängeschild der Frauenfußballmannschaft des FC Eppheim aufgebaut werden. Während die einen kicken, tritt sie zum sexy-Fotoshooting an. Ein paar Stunden später liegt sie tot in der Mannschaftsdusche – brutal erschlagen. Querelen gab und gibt es viele im Verein. Die Trainerin lag mit dem Manager überquer, was die Aufstellung angeht. Dem wiederum steht das Wasser bis zum Hals, weil der Sponsor abzuspringen droht. Und die Spielerin Sonja Tossik fühlte sich vom Verein benachteiligt und dann hat ihr die Konkurrentin auch noch ein lukratives USA-Angebot weggeschnappt. Die Tote war zuletzt nicht sonderlich beliebt. Aber sind das Mordmotive? Odenthal und Kopper erweitern die Ermittlungen auf die Familie. Eine Muslima, leicht bekleidet auf dem Fußballplatz und halbnackt bei Fotoshooting – das könnte bei den gläubigen Gülücs nicht sonderlich gut angekommen sein. Und auch Fadimes Ex-Verlobter macht sich verdächtig.
Odenthal: „Der FC Eppheim spielt seit dieser Saison in der Bundesliga.“
Kopper: „Frauenfußball, das ist wie Kreisliga bei den Männern.“
Odenthal: „Hast du dir ein Frauenfußballspiel überhaupt schon mal richtig angeschaut?“
Kopper: „Ich sehe jeden Tag schon genug Leid, Elend und Verzweiflung – da brauch ich mir das nicht auch noch anzutun.“
Frauenfußball als Profisport hat es schwer hierzulande. Der „Tatort – Im Abseits“ ist angetreten, im Jahr der Frauenfußball-WM in Deutschland diese Botschaft unter ein Millionenpublikum zu bringen. Kein Wunder, dass da DFB-Präsident Theo Zwanziger, der die Idee zu diesem „Tatort“ im Frauenfußball-Milieu hatte, bereit war, einen Part im Film zu übernehmen. Sogar Joachim Löw, Oliver Bierhoff und zwei Größen aus dem Frauenfußball geben ein kurzes Gastspiel. Das sind nette Gimmicks wie auch das Kneipen-Kickern und das finale Auf-der-Straße-Bolzen der Kommissare oder die eine oder andere Insider-Bemerkung des fußballfanatischen Kopper – den Krimi machen diese Gimmicks aber nicht besser.
„Im Abseits“ ist ein klasssicher Whodunit, der einige wenige eindrucksvolle emotionale Szenen besitzt, und der sich durch einen ein Fall auszeichnet, den die Kommissare engagiert und mitfühlend angehen. Da geht die Kamera bis in die kleinste Pore – Gefühle ganz groß. Doch die Geschichte hält dieser Ästhetik nicht stand, die dann gegen Ende des Films nur noch manieriert wirkt in ihrer extremen Farbigkeit oder melodramatischen Ausgestelltheit. Die Schauspieler bleiben dagegen durchgehend blass. Das hängt auch mit der Struktur des Drehbuchs zusammen. Autor Jürgen Werner hat offenbar den Gedanken vom Teamsport Fußball auf den Krimi übertragen. Die Konstruktion ist schnell durchschaubar. Wer „Tatort“ nur ein bisschen analytisch sieht, für den ist nach 20 Minuten die Frage nach dem Mörder geklärt. So bleibt am Ende ein Krimi, der ein bisschen Laune macht, ein bisschen dramatisch ist, der aber viel zu viel mit Allerweltsbotschaften wie „Geld verdirbt den Charakter“ oder „Geschäft verdirbt die Leidenschaft“ moralisch hausieren geht. (Text-Stand: 19.6.2011)