„Die brauchen gute Leute, die ihnen zeigen, wie es läuft. Gute Leute, gutes Geld.“ Lars Jansen weiß, wie man als SEK-Mann an lukrative Nebenjobs in internationalen Krisengebieten kommt. Cenk Batu soll ihn und seine Hintermänner ausspionieren. Doch bald hat er eine ganz andere Aufgabe zu übernehmen. Ein vermeintlicher Geiselnehmer begeht vor den Augen des Hamburger Spezialeinsatzkommandos Selbstmord und entpuppt sich als posthumer Racheengel. Vor seinem Tod hat er Jansens Frau und Tochter entführt. Offenbar ist zwischen den beiden Männern noch eine alte Rechnung aus den Tagen des Kosovokriegs offen. Ein Unfall setzt Jansen außer Gefecht. Also muss sich „Kollege“ Batu auf die Spur der Entführten begeben. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit. Ihm bleiben weniger als drei Stunden.
Der „Tatort“ um den Verdeckten Ermittler Cenk Batu geht weiterhin neue Wege. Keine Leiche in den ersten fünf Minuten, kein Whodunit, kein herkömmliches Ermitteln. Auch der zweite Film „Häuserkampf“ ist mehr Thriller als klassischer Krimi. „Batu steckt ständig in dem persönlichen Widerspruch, das Vertrauen des Milieus, in das er sich begibt, für seine Ermittlungen zu missbrauchen“, sagt Drehbuchautor Johannes W. Betz („Der Tunnel“). Dieses Ur-Dilemma des Helden wird dieses Mal nur angedeutet – und so wird der Weg frei für Tempo und Action. Mit Schnitzeljagd-Prinzip und Countdown-Dramaturgie packt einen der Film über die gesamten 90 Minuten. Da stört es wenig, dass der politische Plot wie ein Hitchcockscher MacGuffin, ein beliebiges Mittel zum Spannungszweck also, daherkommt.
Mehmet Kurtulus, der im Auftaktfilm „Auf der Sonnenseite“ einen emotional sehr bewegten VE geben durfte, zeigt sich in dem an Archetypen reichen Genre-Stück von Florian Baxmeyer ebenso überzeugend von seiner physischen Seite. „Ich liebe es, mit hohem Körpereinsatz zu arbeiten, denn Schauspiel findet ja nicht nur im Gesicht statt“, betont der 36-Jährige. Er ist ein Fremder in einer bedrohlichen Welt, zu der er zwar nicht gehört, deren Gesetze er aber beherrscht. Wie ein verwundeter Krieger kehrt er am Abend heim in seine fremde Identität.
Nicht nur für die Einsamkeit von Cenk Batu oder für die moderne Urbanität Hamburgs findet Baxmeyer die passenden Bilder. Auch die Auflösung der Action-Szenen sieht man so nicht alle Tage im Fernsehen. Die Multiperspektivität beispielsweise in der Schlüsselszene, die mit dem Selbstmord des perfiden Rächers endet, sorgt für einen raffinierten Look, für eine optimale Informiertheit und damit auch für eine größtmögliche Emotionalisierung. Der Neue aus Hamburg scheint weiterhin für Überraschungen gut zu sein. (Text-Stand: 13.4.2009)