Tatort – Familienaufstellung

Postel, Mommsen, Sander, Madani, Ullmann. Moslem-Clan kippt Krimi-Konventionen

Foto: Radio Bremen
Foto Rainer Tittelbach

Es fließt viel Blut im neuen „Tatort“ aus Bremen. Auch viele Tränen werden geweint um eine Tochter, die sich dem Sippenzwang und der Verlogenheit ihres türkischen Clans nicht länger unterwerfen will und deshalb schließlich den Tod findet. Der Film will zeigen, dass religiöser Dogmatismus nicht nur Sache der ungebildeten Schichten ist, sondern dass er in besseren Kreisen noch perfidere Formen annehmen kann. Reißerisch – aber stark inszeniert.

Es fließt viel Blut im neuen „Tatort“ aus Bremen. Auch viele Tränen werden geweint um eine Tochter, die sich dem Sippenzwang und der Verlogenheit ihres türkischen Clans nicht länger unterwerfen will und deshalb schließlich den Tod findet. Die „Familienaufstellung“ zelebriert die gewohnt respektlos burschikose Kommissarin Lürsen mit labberigen Pommes Frites. Nicht nur das könnten konservative Muslime in den falschen Hals kriegen bei dem von Mark Schlichter mit einer intensiven Farblogistik ausgestatteten Krimi, der einen zwar 90 Minuten packt, dem dafür auch fast jedes Mittel recht ist. Das Buch von Anwältin Seyran Ates und Thea Dorn soll zeigen, dass religiöser Dogmatismus nicht nur Sache der ungebildeten Schichten ist, sondern dass er in besseren Kreisen noch perfidere Formen annehmen kann.

Der Bremer „Tatort“ hat immer schon gerne provoziert und öffentliche Debatten losgetreten. Mal hing einer am Fleischerhaken, mal wurden gleich 14 Tote beim Satanistengemetzel gezählt. Fragwürdiger als die reißerischen Effekte ist in „Familienaufstellung“ allerdings eine Dramaturgie, die Wut, Unverständnis und Ohnmachtgefühle des Zuschauers mobilisiert. Auch die Tradition des offenen Endes führt der „Tatort“ fort. Man glaubt zwar, eine tragische Mörderin gefunden zu haben. Aber kann man es wissen? Ist dieser schizophrene Wahnsinn einer 19-jährigen Türkin, die zwangsverheiratet werden soll, obwohl sie keine Jungfrau mehr ist, „nur“ gespielt, um so irgendwann einmal in den Schoß der Familie wieder zurückkehren zu dürfen? Wie auch immer, beides ist Wahnsinn. Gegen dieses „System“ eines islamischen Familienclans versagen sogar die Konventionen des TV-Krimis. (Text-Stand: 8.2.2009)

Tatort – FamilienaufstellungFoto: Radio Bremen
Starke Bilder, starke Besetzung. Möglicherweise ist der Film bei mir zu schlecht weggekommen. Gegen-Kritik: „Tagesspiegel“. Kostja Ullmann und Denis Moschitto im Radio-Bremen-„Tatort – Familienaufstellung“ aus dem Jahre 2009.

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

RB

Mit Sabine Postel, Oliver Mommsen, Erol Sander, Elyas M’Barek, Proschat Madani, Kostja Ullmann

Kamera: Nathalie Wiedemann

Schnitt: Elke Schloo

Musik: Klaus Wagner

Produktionsfirma: Bremedia

Drehbuch: Seyran Ates, Thea Dorn

Regie: Mark Schlichter

Quote: 8,45 Mio. Zuschauer (22,9% MA)

EA: 08.02.2009 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach