Tatort – Erfroren

Behrendt, Bär, Kryll, Davor, Schmeide, Züli Aladag. Krimi-Klischees cool umfahren

25.01.2025 20:15 WDR
26.01.2025 00:40 WDR
Foto: WDR
Foto Tilmann P. Gangloff

„Erfroren“ lässt Max Ballauf und Freddy Schenk in einem reizvollen Milieu ermitteln: dem des Eiskunstlaufs. Die Themen-Auswahl dieses Kölner „Tatort“ mag etwas zu reichhaltig und klischeeverdächtig geraten sein; doch Züli Aladags konzentrierter Inszenierung gelingt es, dem gut besetzten Film eine ästhetische Geschlossenheit zu geben, die ihn – Mitte der 00er Jahre – weit über den damaligen Durchschnitt des stets themenorientierten WDR-„Tatort“ hob.

Sieh an: Auch so kann ein „Tatort“ funktionieren. Züli Aladag, der mit dem Kölner Team Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) schon „Mutterliebe“ inszeniert hat, verzichtet bei „Erfroren“ auf sämtliche Zutaten, ohne die Krimis heutzutage nicht mehr auszukommen zu scheinen. Aladags Regie ist ruhig und konzentriert, die Kamera nur so viel in Bewegung wie nötig. Verfolgungsjagden, Schüsse, Gewalt: Fehlanzeige. Er kann sich das leisten, weil das Drehbuch von Stephan Brüggenthies und Patrick Gurris die beiden Ermittler mit einem Milieu konfrontiert, das ihnen bislang völlig fremd war: die Welt des Eiskunstlaufs. Die Geschichte arbeitet zwar mit den üblichen Vorurteilen, bettet sie aber so geschickt in die Handlung, dass sie kaum klischeehaft wirken: Der osteuropäische Trainer hat einen Schrank voller verbotener Dopingsubstanzen; eine Mutter (Gabriela Maria Schmeide) ist krankhaft ehrgeizig und treibt ihre Tochter zu immer neuen Höchstleistungen, obwohl die wiederum längst die Lust am Sport verloren hat; einem Mäzen, der auch als Preisrichter fungiert, wird selbstredend unterstellt, er habe mehr als bloß ein professionelles Interesse an den Mädchen.

Dieser Stefan Müller wird eines Morgens tot auf dem Eis der Kölner Sporthalle gefunden; er wurde niedergeschlagen und ist dann erfroren. Feinde hat er viele, wie sich alsbald herausstellt, zumal es auch im Privatleben nicht mehr funktioniert: Seine Frau hat ein Verhältnis mit seinem Bruder, er selbst war auch nicht untätig. Ballauf und Schenk bleibt nichts anderes übrig, als sich immer stärker auf das Milieu einzulassen. Ein simpler Kniff sorgt dafür, dass Schenk noch ein bisschen stärker berührt ist als Ballauf: Die Eislauf-Prinzessinnen sind allesamt im Alter seiner Tochter Melanie (Karoline Schuch), die prompt deutlich mehr Gewicht bekommt; normalerweise ist von Schenks Dreimädel-Haushalt (Gattin inbegriffen) ja immer bloß die Rede. Die Konflikte zwischen Vater und Tochter sind eine ungewohnte Bereicherung für den Kölner Krimi. Ausgezeichnet sind auch die Leistungen der beiden jungen Darstellerinnen der Eisläuferinnen (Zoe Weiland, Merle Wasmuth), zumal sich die Handlung zuspitzt, als auch das von dem Ermordeten unterstützte Mädchen stirbt. Die Untersuchung ergibt, dass sie kurz zuvor abgetrieben hat… (Text-Stand: 21.8.2005)

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Reihe

WDR

Mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Karoline Schuch, Eva Kryll, Tessa Mittelstaedt, Florian Jahr, Peter Davor, Gabriela Maria Schmeide, Merle Wasmuth, Zoe Weiland, Heike Trinker, Heinrich Pachl, Jevgenij Sitochin

Kamera: Wojczech Szepel

Schnitt: Andreas Wodraschke

Musik: Enis Rotthoff

Produktionsfirma: Colonia Media

Drehbuch: Stephan Brüggenthies, Patrick Gurris

Regie: Züli Aladag

Quote: 8,25 Mio. Zuschauer (25,1% MA)

EA: 21.08.2005 20:15 Uhr | ARD

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