In einer Drückerkolonne ist Highlife – es wird der „Seller of the Month“ gefeiert. Dem, der hier abkassiert, sind seine 500 € Prämie nicht genug, wird sich später herausstellen. Doch erst einmal findet die Polizei in einem ausgebrannten Pkw die Überreste einer männlichen Leiche. Die akribische Tatort-Untersuchung durch Polizeianwärter Fechner und eine Vermissten-Anzeige bringen Leitmayr und Batic auf die Spur eben jener Drückerkolonne, in der die mehrfach vorbestrafte Isabella ein strenges Regiment führt. Gemeinsam mit ihrer weniger toughen Lebenspartnerin Sandra leiten sie den Verein „Tierrettung direkt“. Wer Geld braucht, heuert bei ihnen an – sie versprechen hohe Provisionen. Als Ivo in Bewerbungsgespräche hineingerät, bleibt er als „Bester“ übrig. Was soll er tun? Obwohl eine Aktion als Verdeckter Ermittler von oben abgesegnet werden müsste, entschließt er sich zur Undercover-Aktion. Was er nicht weiß: wo die beiden Mädels auftauchten, gibt es nicht selten Tote.
In der Eingangsszene des BR-„Tatorts: Ein neues Leben“, in der ein junger Mann von einem Auto durch den Wald geschleift wird, bekommt man bereits eine Ahnung davon, was einen erwartet: raue Sitten und brutale Umgangsformen herrschen in und außerhalb der sogenannten „Villa“, dem Wohnort und Trainingslager, von dem aus die Gruppe operiert. Kein Handy, strikte Abschottung nach außen. Nicht leicht für Batic, diesem unter Umständen tödlichen System zu entkommen. Da muss sogar Freund Franz dem Kollegen einen Knöchel brechen, damit der Big Boss keinen Verdacht schöpft. Weil der prüde „Dr. Günter Schmidt“, so Ivos Einsatz-Name, nicht mit einer Drückerkollegin duschen will, verpetzt sie ihn. Die Folge: Er darf schon mal sein eigenes Grab ausheben. Wo eine solche mafiose Gewaltbereitschaft herrscht, muss es um mehr gehen als um Spendenbetrug. In Wahrheit räumen die Ladies die Spender-Konten leer – manipulierte EC-Lesekartengeräte machen es möglich.
„Ein neues Leben“ ist ein solider „Tatort“ aus München – ein bisschen Themen-Krimi, Thriller, Räuberpistole. Zwei eiskalte Engel, die von ihrer Persönlichkeitsstruktur beträchtlich gestört scheinen. Auch wenn die eine nach außen die Domina gibt und die andere die Zerbrechliche – gemeinsam ist beiden mangelndes Selbstwertgefühl. Was sie so alles erlebt haben, man kann es nur erahnen. Das wird nicht vertieft vom Autorenduo Breinersdorfer. Dafür wird eine unglückliche Liebe der schönen Sandra zu einem Mann aus der Kolonne allen dreien zum Verhängnis. Fazit: klare Handlung, markige Psychologie, ein klug besetztes und dringlich aufspielendes Ensemble, eine kongeniale Regie. Kein Top-Krimi – aber spannend!