Viel Arbeit für Mr. Clean, den Putzteufel: Stürze aus hohen Stockwerken von Hochhäusern sind in der Regel nicht ohne. Trotzdem legt Kurt Kremlin gern Hand an: Er wittert ein lukratives Geschäft. Doch es geht nicht allein um Mord und Erpressung in diesem „Tatort“ aus Berlin. „Dschungelbrüder“, ein Film von Lars Becker (Buch und Regie), will Spannung mit Anspruch verbinden: Angeklagt werden die illegale Beschäftigung von Asylbewerbern, die an Menschenhandel grenzt, und die Lebensumstände von Schwarzafrikanern in Deutschland. Immerhin gelingt es Becker, Krimi und Botschaft harmonisch unter einen Hut zu bringen, denn im Zentrum der Handlung steht ein Vater, der bei seinen erzieherischen Maßnahmen nicht gerade wählerisch ist: Willi Amadou aus Kamerun (John E. Yamoah) hat sich vom Gerüstarbeiter zum Baulöwen hochgeschuftet. Weil er der Meinung ist, seine Tochter Freda (Annabelle Mandeng) habe etwas Besseres verdient als den nigerianischen Asylbewerber Koffi (Komi Togbonou), mit dem sie sich abgibt, stellt er den jungen Mann zur Rede. Bei einem Handgemenge stürzt Koffi aus dem Fenster. Obwohl der Besitzer der Reinigungsfirma, für die Koffi arbeitet, sämtliche Spuren beseitigt, brauchen die Kommissare Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) nicht lange, um bei ihm aufzukreuzen. Doch Kurt Kremlin (Armin Rohde) hat zwar eine Menge Dreck am Stecken, aber ein Mörder ist er nicht.
Da man die Tat mit eigenen Augen sieht, bezieht Beckers Film seine Spannung vor allem aus der Frage, wie lange Willi Amadou seiner Tochter etwas vormachen kann. Obwohl: Spannung ist eigentlich übertrieben. Seinen Reiz verdankt der „Tatort“ in erster Linie den Dialogen von Ritter und Stark („Hier geht’s nicht um ‚Brot für die Welt‘, sondern um Mord“), der Milieu-Zeichnung und vor allem Armin Rohde, der mit seiner unnachahmlichen Art wieder mal für ein Kleinod sorgt. Der kackfreche Chef der Putzkolonne würde ohne zu Zögern gegen jedes nur erdenkliche Gesetz verstoßen, ist aber trotzdem beileibe kein typischer Verbrecher. Das hindert ihn natürlich nicht daran, Amadou zu erpressen. Die Gespräche der beiden sind wie aus dem Leben: „Ich habe ein Reinigungsunternehmen, du hast Hochhäuser – das passt doch wie Arsch auf Eimer“. Aber Lars Beckers weitere Entwicklung gerade mit der ZDF-Reihe „Nachtschicht“ hat seither gezeigt, dass er viel mehr drauf hat. (Text-Stand: 26.10.2003)