In Lea Sommers zweitem „Tatort“-Auftritt trieb Autor Bodo Kirchhoff das Liebes-Schema der Heldin auf die Spitze. Gleich drei Männer, drei Flirts, drei Verdächtige – und damit man das als tumber Zuschauer auch mitbekommt, werden einem wie weiland in den Edgar-Wallace-Filmen die Hinweise penetrant unauffällig um die Ohren gehauen. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil man, wenn man aufpasst und gut hinhört, lange vor Schluss den Täter weiß.
Interessanter als Sommers Fischerei im Trüben ist eine Buch-Parallele. Die Krimi-Inflation bringt nicht nur Krimi-Überdruss, sondern auch gleiche Geschichten mit sich. Gerade noch hat sich bei RTL ein Gerichtsmediziner eine Mordserie für eine eigene Abrechnung zunutze gemacht („Post Mortem: Der Nuttenmörder“ von Petra Hammesfahr), da erzählt Kirchhoff einen ganz ähnlichen Fall: Auch hier werden Morde kopiert. Bei Hammesfahr waren es Prostituierte, bei Kirchhoff sind es Frauen, die Karriere gemacht haben. Erstes Opfer des Trittbrettmörders ist eine ziemlich unsympathische Theaterintendantin.
Während die Geschichte unnötig kompliziert wird und man sich fragt, warum die Kommissarin all die unüberseh- und unüberhörbaren Hinweise nicht wahrnimmt, verrichtet Kameramann Sebastian Richter hervorragende Arbeit. Seine Bilder erzählen eine zweite, viel interessantere Geschichte: Sie verraten Sommers Obsession. Wenn Elsner nicht gerade ihren Kollegen oder dem Mörder (und damit dem Publikum) den Fall erklären muss, deutet sie mit Richters Hilfe an, welche Abgründe in dieser Figur lauern. Schon die Eingangsszene, ein Überfall im Park, hat Richter brillant ausgeleuchtet (und weckt damit Erwartungen, denen der Film nicht gerecht wird). Die Charakterisierung der Protagonistin allein durch die Beleuchtung sorgt für Bilder hinter den Bildern. Immer wieder wird Lea Sommer in kaltem, sezierendem Licht gezeigt, was Elsners Augen einen fast besessenen Blick verleiht. Das macht sich dramaturgisch besonders gut, wenn sie mit diesem fanatischen Blick den Mann ins Kreuzverhör nimmt, mit dem sich gerade noch eine Liebelei angebahnt hatte.