Ein Gemälderestaurateur liegt tot in seiner Wohnung. Kopfschuss. Schlechte Karten für Harry. Ein Mann will den notorischen Einbrecher und Popkünstler in der Mordnacht im Treppenhaus gesehen haben. Doch Till Ritter und Felix Stark können nicht so recht glauben, dass Harry, der gewiss ein ausgekochtes Schlitzohr ist, zu einem so brutalen Mord imstande wäre.
Jürgen Vogel spielt Harry – und keiner könnte es besser. “Ich werd’s euch beweisen, dass ich es nicht war”, sagt der, gegen den sich mal wieder alle verschworen zu haben scheinen. Die Kommissare entwickeln Sympathie für den Pechvogel vom Dienst, der auch schon mal vom Dach eines vierstöckigen Hauses in einen Müllcontainer springt, um der Verhaftung zu entgehen. Und so müssen sich Ritter und Stark immer wieder von ihm die lange Nase zeigen lassen, als möglichen Mörder wollen sie ihn, diesen sprunghaften Chaot, der seinen Sohn innig liebt, allerdings dennoch nicht sehen. Und so lassen sie sich darauf ein, dass Harry den Lockvogel spielt. Ein Deal, der sich für die Kommissare bezahlt macht. Auch für Harry?!
“Der vierte Mann” ist endlich mal ein gelungener “Tatort” aus Berlin. Das locker-flockige Gewitzel von Ritter und Stark alias Dominic Raacke und Boris Aljinovic, das oft ein wenig aufgesetzt wirkt und den Krimis zwar Ironie gibt, ihnen meist aber auch seine dramatische Intensität nimmt – hier trifft es auf einen adäquaten Antagonisten. Der mordverdächtige Harry spricht eine ähnliche Sprache wie die beiden, die ihm auf den Fersen sind. Immer auf dem Sprung, und immer für eine Überraschung gut, die ihn noch tiefer in den Schlamassel reißt. Und auch Hannu Salonen (“Downhill City“), der finnische Jungfilmer und dffb-Absolvent, war genau der richtige Regisseur für das starke Trio. Ein Genreliebhaber mit Blick für Atmosphäre, der aber auch seine Charaktere nicht aus den Augen verliert. Salonen: “Mir war es wichtig, eine Leichtigkeit zu schaffen, ohne die Krimi-Elemente außer Acht zu lassen.”
Ein bisschen Hitchcock also, ein bisschen Gaunerkomödie, dabei Realismus-Touch – dieser “Tatort” um Beutekunst und russisches Schmuggelgut macht einfach Spaß und ist darüber hinaus sogar spannend. Nur an den Nebenrollen-Dialogen von Routinier Hartmann Schmige hätten Salonen und die Schauspieler noch ein bisschen feilen müssen. (Text-Stand: 9.5.2004)