Tatort – Das schwarze Grab

Maximilian Brückner und Gregor Weber: Fade Ermittlungen in 1000 Meter Tiefe

Foto: SR / Meyer
Foto Rainer Tittelbach

So gut die Idee vom „Tatort“-Krimi unter Tage auch ist, die Ausführung lässt zu wünschen übrig. Dass „Das schwarze Grab“ von Gregor Schnitzler („Soloalbum“) und Autor Thomas Kirchner dramaturgisch wie filmästhetisch ein bisschen grob daherkommt, erklärt sich nur zum Teil durch den angestrebten Realismus des Films – sprich das Bergarbeitermilieu.

Ein Mann nimmt Abschied von seinem Haus, das Grubensenkungen unbewohnbar gemacht haben. Abschied nehmen am gleichen Tag auch die Bergmänner einer Bergarbeitersiedlung im Saarland, deren letzte Grube geschlossen wird. Feierlich wird der Einstieg in den Ausstieg des Steinkohleabbaus begangen – ein Festakt, der zur doppelten Trauerfeier wird. Denn kurz zuvor ist die junge Frau eines Bergmanns brutal ermordet worden: ein Eisen, Teil des traditionellen Bergmannswerkzeugs, ist ihr hinterrücks in den Schädel gerammt worden. Gedrückte Stimmung allerorten. Doch es kommt noch schlimmer: Ein Knall, der Berg grollt und plötzlich ist die Festgesellschaft eingeschlossen in 1000 Meter Tiefe. Die Ausgänge sind verschüttet, die Luft wird knapp.

Das Ende des Bergbaus ist Thema Nummer eins im Saarland. Während die einen um ihre Arbeitsplätze bangen, fordern die anderen das Ende der Milliardensubventionen. Ausverkauf einer Region oder Aufbruch in eine neue Zeit? Der SR-„Tatort“ dokumentiert die Stimmungslage im Ein-Million-Einwohner-Bundesland anhand einer fiktiven Geschichte. „Wir hatten in den letzten Palu-Jahren zu viele Zahnarztvillen, zuviel Derrick-Milieu, Bergbau ist mal als Thema dran gewesen“, betont Gregor Weber. „Beide Lager kommen mit berechtigten Argumenten zu Wort, der Film fällt kein Urteil.“ Webers Deininger ist der Saarländer im Ermittler-Duo, das vom Bayer und mit 29 Jahren jüngsten „Tatort“-Gesicht Maximilian Brückner angeführt wird und zum dritten Mal um die Gunst der Zuschauer buhlt. Kommissare, die nur ein Mal pro Jahr im Einsatz sind, haben es schwerer beim Publikum. Man hat sich deshalb einiges einfallen lassen. „Das schwarze Grab“ ist der aufwändigste „Tatort“, den der kleine Saarländische Rundfunk je gestemmt hat. Über ein Drittel der Aufnahmen entstanden unter Tage.

Sogar ermittelt wird in verdreckter Bergmannskluft und mit kohleverschmiertem Gesicht. Denn auch Franz Kappl sitzt im Berg fest. Er ist zunächst im Fall der ermordeten Bergarbeiterfrau unterwegs, doch er muss bald noch in einem weiteren Fall ermitteln: Ein Staatssekretär ist kurz nach der Explosion Opfer eines Giftanschlags geworden. Ein Racheakt? Die Nerven bei den rund 20 geladenen Gästen liegen blank. Aber auch die wenigen Bergleute, die der Feier beiwohnten, wirken zunehmend gewaltbereit. Für Jungspund Kappl kein leichter Job, zumal ihm die Grube nicht gut bekommt.

So gut die Idee vom Krimi unter Tage auch ist, die Ausführung lässt zu wünschen übrig. Dass „Das schwarze Grab“ von Gregor Schnitzler („Soloalbum“) dramaturgisch wie filmästhetisch ein bisschen grob daherkommt, erklärt sich nur zum Teil durch den angestrebten Realismus des Films – sprich das Bergarbeitermilieu. Vieles ist handwerklich ungenau. Und selten hat man zuletzt einen „Tatort“ gesehen, dessen Fall so krude konstruiert ist und den Zuschauer mit so vielen Ungereimtheiten zurücklässt.

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Reihe

SR

Mit Maximilian Brückner, Gregor Weber, Alice Hoffmann, Tobias Oertel, Lale Yavas, Adrian Topol

Kamera: Carl Finkbeiner

Schnitt: Ollie Lanvermann

Musik: Manu Kurz

Produktionsfirma: Askania Media

Drehbuch: Thomas Kirchner

Regie: Gregor Schnitzler

EA: 14.09.2008 20:15 Uhr | ARD

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