Ein Teenager stirbt nach dem Genuss eines Energy-Drinks. Der junge Mann war allergisch gegen den Lebensmittelfarbstoff im Getränk „Vitanale“. Die tödliche Flasche enthielt die zehnfache Dosis. Die Anlage der Molkerei Kallberg ist offensichtlich manipuliert worden und die gesamte Produktion eines Tages wurde mit Farbstoff überdosiert. Kommissar Borowski rechnet damit, dass sich sehr schnell Erpresser mit Geldforderungen melden werden. Doch es dauert eine Weile, bis sie eine Million Euro fordern. Übergabeplatz: ein Wald in der Nähe der Molkerei. Borowski macht den Hof einer jungen Frau zur Einsatzzentrale. Wer wird sich das Geld holen? Der aus der Reihe geschlagene Kallberg-Sohn? Ein junger Umweltaktivist? Oder die Enkelin von Kallberg sen., die nichts mit der geschäftstüchtigen Mutter zu tun haben will?
Die ARD-Themenwoche „Essen ist Leben“ wirft ihre Schatten voraus. „Essen soll billig und gesund sein, es soll satt, aber nicht dick machen und dann muss es auch noch schnell gehen – das funktioniert nur mit Chemie“, erklärt ein Experte im Film. Die Sensibilisierung für die Industrialisierung der Ernährung lässt man sich, wenn sie wie hier im Vorbeigehen geschieht, gern gefallen. Die Themenfixierung war also nicht das, was diesen Borowski-Fall schwächer als die letzten „Tatorte“ aus Kiel machte. „Borowski und die Frage von reinem Geschmack“ ist ein hanebüchen geplotteter Whodunit, bei dem vor allem eines fehlt: die Psychologin Frieda Jung. Und eine Psychologin hätte dieser Story gut getan. Mit ihr wäre der Räuberpistolen-Showdown mit dem traumatisierten Vater des gestorbenen Jungen nicht möglich gewesen.
Die Regie versucht, die grob gestrickte Krimihandlung zu retten, indem sie dem Ganzen mächtig Dampf macht. Alles in diesem Film von Florian Froschmayer ist letztlich aber zu laut: die Streitigkeiten zwischen den Protagonisten, der psychische Schmerz des Vaters, der deutlich die tickende Zeitbombe geben muss, die geschäftstüchtige Coolness der Kallberg-Chefin. Selbst gute Buch-Ideen werden inszenatorisch kaputt gemacht: „Wir lagern aus“, schreit der betrunkene alte Kallenberg und lässt die Kühe seines abgewickelten Betriebs frei. Dazu dröhnt und hämmert es, dass es nicht mehr schön ist. Auch beim Showdown holt Froschmayer alle erdenklichen Mittel zur künstlichen Spannungsmache aus der Kiste.
Umso angenehmer ist das erste Zusammentreffen von Klaus Borowski und Sarah Brandt, die den Kommissar künftig auf eine noch nicht näher definierte Weise begleiten wird. Sibel Kekilli („Gegen die Wand“) spielt jene vermeintliche Frau vom Lande charmant und mit dem Augenzwinkern, das dem Film sonst fehlt. „Sie mag Borowski, gerade weil er sich von ihren Neckereien überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lässt“, so die Deutsche Filmpreis-Gewinnerin, „sie geht einfach nur spielerisch mit diesem netten Herrn um.“ Diese Szenen sind kostbare Ruhemomente. Sie ersetzen bislang zwar nicht das rituelle Pas de deux von Borowski und Jung, sie geben aber durchaus ein zartes Versprechen auf mehr.