Es ist viel Gift im Spiel beim neuen „Tatort“ aus Frankfurt – auch zwischenmenschlich. Ein Tampon, gefüllt mit Zyankali, ist schon eine sehr perfide Tötungsart. „Ein Angriff auf die Weiblichkeit“, wie Kommissarin Sänger anfangs vermutet, ist der Mord an einer Mitarbeiterin der Mittagstafel allerdings nicht. Ist es ein Anschlag auf die wohltätige Einrichtung? Oder ist es ein Mord aus Eifersucht? Ist doch die eifersüchtige Sponsorin der Armenspeisungsstätte, eine trotz Schwangerschaft äußerst giftige Lady, der man alles zutrauen könnte.
Die Handlung ist sehr konstruiert in diesem typischen Wer-war-der-Mörder-Ratespiel, bei dem Wirkung alles ist und bei dem Drehbuch und Regie deshalb wohl auch vergessen, alle Nebenstränge und Verdachtsmomente aufzulösen. Es ist viel Bewegung im Spiel, es wird viel Tamtam gemacht: Verfolgung, Rettung in letzter Minute, Showdown – aber alles läuft ungewohnt für den hessischen „Tatort“ seltsam ins Leere. Alles nur Ablenkungsmanöver, alles nur Effekte. Sogar der soziale Aspekt, sonst die Stärke von Sänger, Dellwo & Co, gerät zunehmend in den Hintergrund: der Blick auf die neue „Unterschicht“ bleibt vordergründig. Gespielt ist das Ganze gut, die Spannung ist solide – aber für das seit Jahren beste „Tatort“-Team ist „Bevor es dunkel wird“ eher Mittelmaß. (Text-Stand: 25.11.2007)