Ein Taxiunternehmer und Mietshausbesitzer wurde erschlagen. Am Abend seines Todes war in seinem Büro noch reichlich Betrieb. Ein ehemaliger Mitarbeiter stattete ihm einen unangenehmen Besuch ab. Vorbei kam auch die Tochter, die vor Jahren nach Australien ausgewandert war und mal wieder überraschend in Berlin auftauchte. Und dann war da noch das junge Geschwisterpaar, das sich mit dem modernisierten Feinkostladen der Eltern versucht, eine Existenz aufzubauen. Bei allen Gesprächen ging es um Geld. Auch die letzten Telefonate des Taxiunternehmers drehten sich um den schnöden Mammon. Die Sachbearbeiterin seiner Hausbank bekam eine besonders böse Nachricht auf ihre Mailbox gesprochen. Hat sie mit dem Geld des Toten eigenmächtige Transaktionen durchgeführt? Nicht unverdächtig ist auch die gute Seele der Firma, die Sekretärin, die seit 30 Jahren für den Getöteten arbeitete und so tut, als würde ihr der Tod ihres Chefs nicht allzu nahe gehen.
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„Alles hat seinen Preis“ – der Titel des Berliner „Tatorts“ bringt es auf den Punkt: Geld regiert die Welt und regelt die Beziehungen. „Je größer ein Kredit, umso schneller wird er bewilligt“, heißt es im Film über die Auswirkungen der Globalisierung auf die Geschäfte der Großbanken. Es wird aber nicht nur geschimpft auf „die da oben“ in dem Drehbuch von Michael Gantenberg und Hartmut Block. Es werden auch „die da unten“ gezeigt, die kleinen Leute, die Idealisten, die Menschen, die noch Träume haben, Menschen, denen der Privatkredit verwehrt bleibt wegen fehlender Sicherheiten. Die Folge: der Kiez stirbt, die Städte sehen alle gleich aus, die Lebensträume schwinden, das Große zerstört das Kleine. Eine sympathische Utopie, wenn da mal eine Bankberaterin gegensteuert – und den Kleinen hilft.
Dieser „Tatort“ fand einen stimmigen Ton zwischen Sozialromantik und Realismus. Dem alten Berlin, dem Kiez, dem Viertel, in dem Mieten mitunter noch bar bezahlt werden, steht die neue Welt der Bank-Paläste aus Glas und Metall gegenüber. „Alles hat seinen Preis“ ist ein wehmütiger Abgesang auf die alte Welt, auf die Berliner Hinterhof-Idylle, auf die Kommunikation der alten Schule. Regisseur Florian Kern fand dafür die richtigen Gesichter: Nicolette Krebitz, Alwara Höfels, Renate Krößner – sie interpretieren den Krimi in Richtung Drama und geben ihren Figuren ein Geheimnis, das sich wohltuend über den Mythos Kiez-Romantik legt. Viele einzelne Bilder bleiben in Erinnerung, auch wenn sich anhand der sehr rohen Rohfassung (in der der Film dem Kritiker vorlag), nichts Endgültiges über die Inszenierung sagen lässt: Krebitz am Fenster, eine schöne Frau in einer in Agonie liegenden Welt; die Berliner Rush Hour, der Puls der Moderne; die Glastempel der schönen neuen Bankenwelt; das Mienenspiel der Krößner; die muffigen Altbau-Interieurs. Weil dieser Film vieles miterzählt, lässt man sich die simple Struktur eines Whodunit gern gefallen.