Tatort – Abgezockt

Folkerts, Blomberg, Christoph Stark. Macht, Marktwert & Gewinnmaximierung

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Der “Tatort: Abgezockt” führt Lena Odenthal und Mario Kopper in die ihnen fremde und suspekte Welt. Der Traum vom schnellen Geld besiegt jede Moral. Und Lena Odenthal ist entsprechend angewidert. Ein in jeder Hinsicht spannender Krimi über die Macht der Verführung und das Spiel als Lebensprinzip. Dicht erzählt & modern inszeniert.

Gerade noch mitten im Flirt und wenig später schon am Tatort. Lena Odenthal ist betroffen. Denn der Tote und der faszinierende junge Mann, der sie beim Jiu-Jiutsu gekonnt auf die Matte gelegt hat und gerne mit ihr noch einen Wein getrunken hätte, sind identisch. Die Spurensicherung sagt: Suizid. Doch die Kommissarin glaubt nicht daran. Dieser vor Selbstbewusstsein strotzende Mann war kein Selbstmordkandidat. Und tatsächlich, die Obduktion ergibt: Die Todesursache war ein Medikamentencocktail.

Der “Tatort: Abgezockt” führt Lena Odenthal und Mario Kopper in die ihnen fremde und suspekte Welt von Marktwert und Gewinnmaximierung. Mit Strukturvertrieben, die im Pyramidensystem funktionieren, verbindet sich der Traum vom schnellen Geld und vom einfachen Nebenverdienst. Verkauft werden sollen Energy-Drinks – doch eigentlich geht es nur um Verführung und das große Abzocken bei der Firma Rocket Marketing. Der tote Lutz Bergmann und sein Freund Ritchy Horst waren die großen Abräumer. Dabei kannten sie keinen Unterschied zwischen materieller und sexueller Verführung. Sie warben sich erfolgreich durch das Heer der naiven Glücksritter, Krisenopfer und einsamer Frauen. Ihnen, die in der Hierarchie der Firma oben standen, bescherte das ein Leben in Luxus. Doch bei anderen türm(t)en sich in den Wohnungen die Kartons mit der modischen Brause, die keinem schmeckt. Die beiden Spielertypen haben Existenzen zerstört. Ist der Mord an Bergmann also ein Racheakt? Oder wollte dieser im Rausch des Erfolgs seinen Chef erpressen?

Odenthal ist angewidert von der Schnöseligkeit des Kompagnons des Toten. Rocket Marketing ist für sie ein rotes Tuch. Ein bisschen moralische Entrüstung und emotionale Beteiligung der Ludwigshafener Kommissarin tut den “Tatorten” aus dem Südwesten ja immer gut. So ist auch “Abgezockt” ein in jeder Hinsicht spannender Krimi über die Macht der Verführung und das Spiel als Lebensprinzip. Christoph Stark (“Bloch”) hat ihn in einer modernen, aber nie kalten Bildsprache erzählt. Klaus-Peter Wolf hat sich eine Geschichte mit vielen Randgeschichten ausgedacht, von Opfern, von Tätern, vom Alltag im Kommissariat – und doch zerfasert hier nichts in diesem dicht erzählten, konzentriert gespielten Film.

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Reihe

SWR

Mit Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe, Sebastian Blomberg, Anna Schudt, Tim Seyfi, Annalena Schmidt

Kamera: Jürgen Carle

Szenenbild: Christine Caspari

Schnitt: Olga Barthel

Musik: Thomas Osterhoff

Produktionsfirma: Südwestrundfunk

Drehbuch: Klaus-Peter Wolf

Regie: Christoph Stark

Quote: 8,19 Mio. Zuschauer (26% MA)

EA: 16.05.2004 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach