Ein 18-Jähriger wird tot an der Elbe gefunden. Erschossen. Angetrunken und bekifft. “Ja, die jungen Leute von heute wissen, wie man Party feiert“, lästert Kommissar Stubbe. Und sie wissen, wie man Spaß hat auf Kosten anderer. Der junge Mann gehörte zu einer Gang, die den Besitzer eines Fahrradladens seit Monaten genüsslich mobbte. Verbal-Attacken und ins Netz gestellte Videos, die jenen Arne Tembrock der Lächerlichkeit preisgeben, waren an der Tagesordnung. Wenige Stunden vor dem Mord kam es nach einem albernen Rollstuhlscherz zu massiven Handgreiflichkeiten zwischen Paul, dem späteren Opfer, und dem gemobbten Tembrock. Alles mit dem Handy festgehalten. Ein handfestes Motiv also. Ein gutes Alibi hat der Fahrradmechaniker dagegen nicht. Aber er ist nicht der einzige Verdächtige. Pauls Freund und Rap-Partner Alexander verhält sich seltsam – auch wenn er der Mutter des Toten bei den Beerdigungsformalitäten zur Hand geht. Und auch Tembrocks Tochter macht äußerst verächtliche Bemerkungen über Paul. Dabei war dieser offenbar verliebt in sie – wie Kommissar Stubbe aus einem der Rap-Texte des Getöteten heraushört.
Soundtrack: The White Stripes („New Model Army“), Empire of the Sun („We are the People“), Radiohead (“No Surprises”), Leonard Cohen (“I’m your man”), The Gossip (“Heavy Cross”), Spliff (“Heut Nacht”)
„Querschläger“, der 42. Fall fur Kommissar Stubbe, nimmt das Konzept der Reihe als ZDF-Familienkrimi besonders ernst. Das Miteinander von jung und alt funktioniert bei jenem Sachse in Hamburg nicht immer so gut wie hier. Tochter Christiane ist bei einem Radio-Sender untergekommen. Dort stürzt sie sich, offenbar bald einen Stalker an den Hacken, als DJane „Kopfüber in die Nacht“ – und der neue „Stubbe“ kann so vor allem mit einem munteren, bestens motivierten Soundtrack punkten. Der Rap tut ein Übriges. „Paul ist tot“, in Anlehnung an den legendären Songtitel von Fehlfarben, hätte dieser Film, der sich mit Verlauf der Handlung zunehmend aus dem Jugendmilieu verabschiedet, auch heißen können. Diese ganze Jugendkultur färbt auch auf Tante Charlotte ab. „Wie war das mit der Mutter und dem Kondom?“ Stubbe erweist sich dagegen mal wieder als Gesellschafts- und Menschen-Versteher, während sein Kollege wie gewöhnlich höchst „schlicht bis einfältig“ ermittelt.
Wer generationenübergreifende, serielle Unterhaltung mag, wem die Gemeinplatzhaltigkeit von Stubbes gesundem Menschenverstand nicht gegen den Strich geht – der kann an „Querschläger“ von Autor Michael Illner und Regie-Routinier Marcus O. Rosenmüller nicht allzu viel auszusetzen haben. Der Film ist mit Dominique Horwitz, Julia Richter, Eva Hassmann und Anna Hausburg überzeugend besetzt, besitzt wenig klassische Krimi-Spannung, selbst die Whodunit-Struktur ist nur schwach ausgeprägt – umso bemerkenswerter der gute „Flow“ des Films. (Text-Stand: 20.11.2011)