Jacob Fahrensen hat es als Sohn eines reichen Vaters schwer im Knast. Und jetzt ist der einzige, der sich gelegentlich für ihn einsetzt, der Sportbeamte der Hamburger Jugendhaftanstalt „Elbinsel“, auch noch tot. Jemand hat ihm ein Diabetes-Medikament verabreicht – was zu einer Unterzuckerung führte mit anschließendem Schwächeanfall. Ertrunken ist er bei sich zuhause im Zierteich seines Vorgartens. Also nur ein unglücklicher Zufall? Egal, die Spuren – sprich: die Fingerabdrücke – führen Stubbe & Co direkt an den Arbeitsplatz des Vollzugsbeamten. Unter Verdacht: ein Jugendlicher, der „der Nazi“ genannt wird. Auch ein Schließer verhält sich seltsam. Und der Anstaltsarzt scheint sich wenig um die blauen Flecke des ewigen Prügelknaben Jacob gekümmert zu haben. Musste der Sportbeamte deshalb sterben, weil er seine Kollegen anzeigen wollte? Oder hat der türkische Kotzbrocken, der die Deutschen für sich putzen lässt, etwas mit der Sache zu tun? Jacobs Vater ist psychisch am Ende. Er gibt sich die Schuld für das Abrutschen des Sohns in die Drogen-Szene. Doch Jacob ist runter von dem Zeug, scheint endlich zu wissen, was zählt im Leben.
Reichlich desorientiert dagegen Kommissar Stubbe. Beim Fall tappt er lange im Dunkeln und auch privat bekleckert er sich nicht mit Ruhm. Tante Charlotte hat einen Zusammenbruch, braucht einen Herzschrittmacher. Doch der gute Wilfried überlässt alles der Tochter und seiner Freundin Claudia… Guter Handlungsort, überzeugende Jungschauspieler, allen voran Jacob Matschenz, verhältnismäßig passable Privatgeschichte. Das sind die Pluspunkte von „Stubbe – Bittere Wahrheiten“. Daraus ergibt sich ein routinierter und dramaturgisch flüssiger Whodunit mit einer überraschenden, aber nicht unplausiblen Schlusswendung. Wer sich familienkrimimäßig unterhalten will und keine großen Ansprüche hat, wer gern miträtselt, aber nicht böse ist, wenn er nicht draufkommt, wer der „Mörder“ ist, wer nicht jeden Satz auf die Goldwaage legt und auch nicht so genau hinschaut (auf die 08/15-Inszenierung von Thomas Jacob mit den bedeutungsvoll unterlegten Augen-Blicken) – der dürfte nicht schlecht bedient sein bei diesem in jeder Hinsicht etwas betulichen Stubbe-Fall, der indes mit seiner Auflösung einen sozialkritischen Wink über die Zukunftsperspektiven der heutigen Jugend mitliefert.