Steirergift

Prinz, Unterberger, Koschitz, Kohlbacher, Murnberger. Toxische Weiblichkeit?

03.02.2025 20:15 ARD-Mediathek Mediathek-Premiere
06.02.2025 20:15 ARD TV-Premiere
07.02.2025 00:15 ARD
08.02.2025 20:15 One
11.02.2025 00:05 One
Foto: Degeto / Toni Muhr
Foto Volker Bergmeister

Fall Nr. 11 für das Ermittler-Duo Bergmann/Sulmtaler: Im Landkrimi „Steirergift“ (ARD / Allegro Film) geht es um eine mit K.-o.-Tropfen betäubte, vergewaltigte und getötete Frau und ihre ältere Schwester, die auf eigene Faust den Mörder jagt. Julia Koschitz spielt diese – sparsam in Gestik, überzeugend in ausdrucksstarker Mimik verleiht sie der Figur Tiefe. Der Tonfall der sich sonst gerne frotzelnden Kommissare ist dem Thema angemessen ernst. Ein solider Krimi, der sich mehr und mehr zu einem Geschwisterdrama entwickelt. Wolfgang Murnberger hält gekonnt den Spannungsbogen, der in einem dramatisch-tragischen Showdown mündet.

Ein bildstarker Einstieg: Kellnerin Julia (Judith Altenberger) liegt verletzt und bewusstlos auf einer Deponie am Waldrand. Sie erwacht, schleppt sich mit letzter Kraft zu einer Straße, dann stirbt sie. Chefinspektor Bergmann (Hary Prinz) und Kollegin Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) erfahren, dass die junge Frau mit K.-o.-Tropfen betäubt und vergewaltigt wurde. Kurz darauf taucht ihre Schwester Vanessa Moser (Julia Koschitz) auf. Die erfolgreiche Journalistin will der Polizei zuvorkommen. Sie sucht die Nähe zu Sascha Bergmann, um jeden Schritt der Ermittlungen mitzukriegen. Denn sie hat einen Plan. Eine Spur führt in eine freischlagende Studentenverbindung zu Julias Ex-Freund Max (Noah L. Perktold). Doch dessen Freunde Leonard (Gustav Schmidt) und Fritz (Julian Waldner) geben dem Verdächtigen ein wasserdichtes Alibi.

SteirergiftFoto: Degeto / Toni Muhr
Eingespieltes Duo: Bergmann/Sulmtaler. Hary Prinz und Anna Unterberger in „Steirergift“, die elfte Episode der Krimi-Reihe

Der elfte Steierkrimi stammt wieder aus der Feder von Maria und Wolfgang Murnberger. Haben die beiden anfangs Claudia Rossbachers Alpenkrimis verfilmt, so nutzten sie zuletzt nur noch Motive und Figuren aus den Büchern und erzählen ihre eigenen Geschichten. So auch in „Steirergift“, der in die Welt studentischer Verbindungen führt und für den Macho-Ermittler Sascha Bergmann eine besondere Prüfung bereithält. Denn der hat nicht nur Augen für den Fall, sondern auch für die Schwester des Opfers. Jene Vanessa trägt die Geschichte dieses Austria-Krimis. Eine Frau, erfolgreich, selbstbewusst, aber auch verzweifelt und von Schuld geplagt. Sie hat bei ihrer jüngeren Schwester die früh verstorbenen Eltern ersetzt, sie gibt sich die Schuld an dem Unglück ihrer Eltern, bei dem ihre Schwester schwer verletzt überlebt hat. „Du versuchst an etwas festzuhalten, was es nicht mehr gibt“, sagt die lebenslustige Julia in einer Rückblende zu ihrer großen Schwester.

Julia Koschitz, gebürtige Österreicherin, die vor allem in deutschen Filmen wie „Shoppen“, „Der letzte schöne Herbsttag“ oder zuletzt der Serie „Herrhausen“ Akzente setzte, spielt diese Vanessa. Sparsam in Gestik, überzeugend in ausdrucksstarker Mimik verleiht sie der Figur Tiefe. Sie ist eine in sich gekehrt wirkende Frau, in der es brodelt, die nur ein Ziel verfolgt, und dafür zu allem bereit ist. Eine starke Hauptfigur – und für den Film die halbe Miete. Denn so fällt es nicht so sehr ins Gewicht, dass manch andere Figur in diesem Landkrimi eher blass bleibt. Vor allem die Mitglieder der Studentenverbindung – vom Emporkömmling bis zu wohlbehüteten Jungs aus gutem Hause – bleiben in Stereotypen gefangen. Das gilt auch für die Welt dieser Verbindung. Es sind die bekannten Bilder: Mensur, Trinkgelage, Zusammenhalt – all das wirkt gekünstelt und leblos. Nur gut, dass es mit der Kneipe „Absacker“ auch die für die Region typische (Gegen-)Welt gibt. Ob der verschlagene Wirt oder die illegalen Zocker im Hinterzimmer – hier vertraut der Regisseur auf Figuren, denen man gern zusieht, weil sie nah am Leben und der Region sind.

SteirergiftFoto: Degeto / Toni Muhr
Selbst die Frau! TV-Journalistin Vanessa Moser, Schwester der Toten, ahnt Schreckliches. Julia Koschitz veredelt das Krimidrama.

Besonders sehenswerte Episoden

„Steirergift“ ist ein solider Krimi, der sich mehr und mehr zu einem Geschwisterdrama entwickelt, mit einer überzeugend aufspielenden Julia Koschitz. Wolfgang Murnberger hält gekonnt den Spannungsbogen, alles läuft auf einen dramatischen Showdown hinaus. Das Opfer spielt visuell den kompletten Krimi über eine kleine Rolle in homogen eingefügten Rückblenden. Das macht Sinn, denn so erfährt man mehr über die Beziehung der beiden Schwestern zueinander. Das bewährte Ermittler-Team, das sich immer gern Wortduelle mit giftig-galligen Frotzeleien liefert, hält sich diesmal des schweren Themas wegen zurück. Es geht ernster zu, auch weil Hary Prinz mit seinem Sascha erfahren muss, dass nicht sein Schmäh und Charme ihm ein amouröses Abenteuer bescheren, sondern die kühle Berechnung einer Frau, die mit ihm spielt und ihn benutzt.

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Reihe

ARD Degeto, ORF

Mit Hary Prinz, Anna Unterberger, Julia Koschitz, Christoph Kohlbacher, Helmut Köpping, Judith Altenberger, Jasmin Weißmann, Noah L. Perktold, Gustav Schmidt

Kamera: Peter von Haller

Szenenbild: Maria Gruber

Schnitt: Karin Hammer

Musik: Roman Kariolou

Redaktion: Klaus Lintschinger, Kerstin Bertsch (beide ORF), Diane Wurzschmitt, Christoph Pellander (ARD-Degeto)

Produktionsfirma: Allegro Film

Produktion: Helmut Grasser, Gabi Stefansich

Drehbuch: Maria Murnberger, Wolfgang Murnberger

Regie: Wolfgang Murnberger

Quote: 5,57 Mio. Zuschauer (21,2% MA)

EA: 03.02.2025 20:15 Uhr | ARD-Mediathek

weitere EA: 06.02.2025 20:15 Uhr | ARD

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