Stahlnetz – Ausgelöscht

Hermann Beyer, Roman Knizka & die Mördersuche als spannendes Psychoduell

Foto: NDR / Manju Sawhney
Foto Rainer Tittelbach

“Ausgelöscht” ist als kriminalistisches Katz-und-Maus-Spiel angelegt. Kernstück des Krimis sind zwei Männer, ein junger und ein alter. Zwei Einzelgänger, einer ernsthaft psychisch krank, der andere ganz normal gestört. Beide verschließen gerne die Augen vor der Wirklichkeit. Autor Orkun Ertener schmiedete ein gemeinsames Band, das stärker ist als die übliche Wer-ist-der-Täter-Spannung. Gut ausgedacht, klar inszeniert, gut gespielt.

“Wir sehen die Leiche, wir hassen die Täter. Aber wir interessieren uns nur für sie – und für Zeugen. Die Angehörigen sind uns egal.” Kommissar Maybach, der ein paar Tage vor seiner Pensionierung steht, möchte es bei seinem letzten Fall anders machen. Einmal nicht die professionelle Fassade hochziehen. Das fällt ihm umso leichter, als ein junger Mann, der seine Mutter und seinen Bruder durch eine brutale Bluttat verloren hat, in seinem Schock die Nähe des Polizisten sucht und sich dem väterlichen Kommissar als Mithelfer geradezu aufdrängt.

Was der von Hermann Beyer gespielte Maybach in der neuen Episode von “Stahlnetz” nicht weiß: Felix Steinhoff ist ein Borderliner, eine gespaltene Persönlichkeit mit einer stark gestörten Realitätswahrnehmung. Der Zuschauer wurde in der ersten Szene Zeuge seines kranken Doppelmordes. Der Jungunternehmer hatte Streit mit seinem jüngeren Bruder. Der Ältere fühlte sich ausgebootet und schlug wie von Sinnen auf seinen Nebenbuhler ein. Als die Mutter dazukommt, versetzt ihr Steinhoff einen tödlichen Schlag mit dem Lampenschirm.

Stahlnetz – AusgelöschtFoto: NDR / Manju Sawhney
Liegt in den letzten Zügen: Hermann Beyer als Kripo-Mann kurz vor dem Ruhestand. „Stahlnetz – Ausgelöscht“ (ARD/NDR, 2003)

Lange kann der Mörder sein krankhaftes Doppelleben verbergen. Er lenkt die Polizei auf eine andere Spur – und selbst der Instinktbulle fällt darauf herein. Ein Schuldner des ermordeten Steinhoff-Bruder steht bald unter Tatverdacht. Als dann auch noch der Familienschmuck der Steinhoffs bei ihm gefunden wird, ist alles klar. Akte geschlossen. Pensionierung verdient? Nicht ganz: der hyperkorrekte Maybach stößt auf einen Ermittlungsfehler.

“Ausgelöscht” ist als kriminalistisches Katz-und-Maus-Spiel angelegt, das in ein Psycho-Duell mündet. Kernstück des Krimis sind zwei Männer, ein junger und ein alter. Zwei Einzelgänger, einer ernsthaft psychisch krank, der andere ganz normal gestört. Beide verschließen gerne die Augen vor der Wirklichkeit. Autor Orkun Ertener schmiedete ein gemeinsames Band, das stärker ist als die übliche Wer-ist-der-Täter-Spannung. Regisseur Manfred Stelzer fand den passenden Look dazu, zwischen kühlem Wohn-Design und dem noch weniger heimeligen Polizeirevier, und mit Hermann Beyer und Roman Knizka die ideale Besetzung. Mit dem Authentizitäts-Purismus von “Stahlnetz” der 60er Jahre hat dieses Krimi-Drama um zwei verwandte Seelen nur noch wenig zu tun. Ertener: “Polizeiarbeit kann man heute nicht mehr 1:1 abbilden, das langweilt, heute stehen die Figuren im Mittelpunkt.”

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Reihe

NDR

Mit Hermann Beyer, Roman Knizka, Paul Faßnacht, Kristina van Eyck, Ingeborg Westphal, Peter Heinrich Brix

Kamera: Tomas Erhart

Szenenbild: Hans Zillmann

Musik: Lutz Kerschowski

Produktionsfirma: Studio Hamburg

Drehbuch: Orkun Ertener

Regie: Manfred Stelzer

EA: 18.05.2003 20:15 Uhr | ARD

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