Er kennt die Menschen, und er kennt sein Berlin: Sperling, der höchst unkonventionelle ZDF-Ermittler für den Samstagabend. Einer, der nicht drauflos ballert, der ganz Mensch ist, ohne dass sein Gutsein zur schicken Pose verkommt. Dieter Pfaff spielt diesen Stoiker vom Kiez. Viel zu lange stand der „Dicke“ im Schatten vom drahtigen „Fahnder“ und soften Balko. Jetzt darf sein Sperling zum zweiten Mal zeigen, wie er und sein Darsteller am liebsten ihre Fälle lösen, mit Beobachtungsgabe, Intuition und akribischer Recherche. „Die Wahrheit zu finden ist harte Arbeit“, stöhnt der sanfte Kommissar mit den weiten Mänteln. Und Pfaff sagt: „Spannung bei Krimis hat was mit Genauigkeit, Klugheit, mit Intelligenz und mit Witz zu tun.“
Bei „Sperling und der gefallene Engel“ haben es der Hinterhof-Ermittler und sein Team mit einer Einbruchserie zu tun. Parallel laufen ihnen noch ein zwielichtiger Wachmann, eine drogensüchtige Kindfrau und mit dem gerade aus dem Knast entlassenen Ex-Boxer Ewald Ries ein geborener Verlierer über den Weg. Alles andere als ein spektakulärer Fall. Eine Krimi-Story ganz ohne Mord und Totschlag. Auch Action spielz keine Hauptrolle – man muss Pfaff nur anschauen. „Immer wenn Autoren nichts einfällt, muss einer sterben, oder es crasht ein Auto“, ärgert sich der gebürtige Dortmunder. Solche Filme möchte er nicht mehr machen.
Foto: ZDF
Und Pfaff, der zuletzt als „Bruder Esel“ (auf RTL, ausgerechnet), in der besten Serie des letzten Jahres, überzeugte, hat mit Sperling eine Rolle, die ganz auf den 49-Jährigen zugeschnitten ist. „Es ist einer, der sehr viel erlebt hat, nicht zynisch und nicht resignierend geworden ist, der noch eine Liebe und eine Hinwendung hat zu den Leuten“, betont Pfaff. Und was hat dieser Sperling mit dem Menschen Dieter Pfaff gemeinsam? „Ich denke, dass ich auch in natura eher eine positive Ausstrahlung habe und eine bestimmte Wärme besitze.“
Zur Qualität des zweiten Sperling-Falls hat maßgeblich auch Regisseur Kai Wessel („Alles außer Mord“) mit starken Bildern und einem ungewöhnlichen Soundtrack beigetragen. Motto: Eine so extreme Stadt benötigt auch eine extreme Inszenierung. Und so lässt er nicht nur Sperling auf dem Riesenrad über die Stadt schweben, auch sonst schwenkt er immer wieder über die Giebel Berlins, und er nähert sich wie einst Godard in „Außer Atem“ mit tempogeladenem Jazz dem Pulsschlag dieser wilden Stadt.