Die Walters sind eine noble Sippe. Zum Siebzigsten der Hausherrin herrscht mal wieder große Aufregung. Das mallorquinische Weingut steht kurz vor der Insolvenz. Der gute Freund der Familie, der Kunstkritiker Sean, soll helfen und ein paar Gemälde des berühmten Großvaters verkaufen. So hätte es Enrico gern. Doch Mutter Lea will nichts davon wissen. Sie möchte den letzten Willen ihres Vaters nach wie vor achten, der die Veräußerung seiner Werke testamentarisch untersagt hat. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit, der bedrückenden Ehe ihrer Eltern, setzen in Lea Verdrängtes frei. Nie hat sie mit jemandem über ihre Kindheit gesprochen. Mit Sean hat sie einen aufmerksamen Zuhörer. Ein altes Puppenhaus birgt eine Geschichte, die das Familienerbe in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.
Der Eröffnungsdialog
Sean: „Hallo Lea.“ Lea: „Hallo Sean, schön, dass du gekommen bist. Du wohnst wie immer in der Finca.“ Sean: „Danke, dass du mich zu deinem Geburtstag eingeladen hast.“ Lea: „Wir sehen uns zum Aperitif. Ich habe noch ein paar dringende Telefonate zu erledigen. Du weißt ja – die Finanzen.“ Sean: Wenn ich dir helfen kann?“ Lea: Nein, danke, das schaffen wir schon selber. Bis gleich.“
„Sommerlicht“ ist ein Film der vielen (überflüssigen) Worte, ein Film, bei dem einem Kritiker nur die Worte vergehen können. Für so einen Film fehlen die Kategorien. Wo bei den Mängeln anfangen? Jeder dritte Satz ein Aufsager mit einer Information nur für den Zuschauer, jeder plappert vor sich hin und nicht nur die Dramaturgie hat eine wacklige Gangart. Fast alles ist unterirdisch schlecht in diesem Film. Da ist es einfacher das zu benennen, was sich einigermaßen sehen lassen kann: Elisabeth Wiedemann, die geistig verwirrte Großmutter, die sich ausschweigt, oder die erzählten Rückblenden mit Schauspielern wie Eva Herzig, Helmut Berger und der kleinen Klara Merkel. Bei ihr hat sich Regisseur Wolf Gremm offenbar noch etwas Mühe gegeben, während er die Hauptdarstellerin mit seinen selbst geschrieben oder von der Romanvorlage abgeschriebenen nichtigen Aussagesätzen allein lässt. Mit Hängen und Würgen quält sich Ruth Maria Kubitschek durch belanglose, sinnentleerte Sätze, die sogar im Leben verboten gehörten, und sie quält sich durch ein völlig überflüssiges Szenengeplänkel ohne jegliche Bedeutung für die Geschichte. Der Gedanke, dem älteren Publikum jenseits vom elliptischen, krimilastigen TV-Erzählen mal ein besonders entschleunigtes Programm zu liefern, ist richtig, aber es entbindet nicht von den allgemeinen Unterhaltungsfilmstandards, die ohnehin schon in der ARD am Freitag auf ein ziemlich niedriges Niveau gesenkt worden sind.
Eine Dialogfolge, deren Sinn nur der Autor kennt
Lea kommt völlig durchnässt „irgendwoher“. Sean: „Wieso fährst du bei so einem Wetter mit deinem eigenen Wagen?“ Lea: „Ich hatte noch was vor – wenn du nichts dagegen hast.“ Sean: „Nein, aber das alles wäre nicht passiert, wenn du mir Bescheid gegeben hättest. Ich hätte dich ja gefahren.“ Lea: „Glaubst du, du hättest den Wagen nicht in den Graben gefahren?“ Sean: „Vergiss es, ich möchte mich nicht mehr mit dir streiten.“ Lea: „Das ist auch besser so.“ Sean: „Ich hab schon den Abschleppdienst angerufen. Die schicken jemanden vorbei.“ Lea: „Ja, dann warten wir eben.“
Was schreiben, ohne nicht beleidigend zu werden über einen Film, der eine einzige Beleidigung ist? Eine Beleidigung des deutschen Fernsehfilms, des Degeto-Films am Freitag, eine Beleidigung einer Branche, die sich in der Regel bemüht, gute Filme zu machen. Ein solches Machwerk bringt alles in Verruf. Dieser Film schreit nach einer Qualitätskontrolle bei den fentlich-rechtlichen Sendern – oder zumindest nach einer internen Qualitätsdiskussion. Nun wird er aber gesendet. Deshalb der ganz besondere Service-Tipp: Eine Gruppe von zehn durchschnittlich intelligenten Zuschauern, ein Spaßvogel darunter und noch ein, zwei, die etwas von Filmen verstehen (notfalls noch ein paar geistige Getränke) – eine solche Gruppe wird Tränen lachen bei dieser Winzer-Schmonzette. Dieser Film ersetzt jeden Joint!