Carolin Rubens (Susan Hoecke) ist mit Leib und Seele Altenpflegerin, die wegen ihrer unkonventionellen Methoden ständig mit ihrem unsympathischen Chef (Timo Dierkes) aneinandergerät. Dabei hat sie schon Ärger genug: Die Witwe wohnt in einem halbfertigen Haus und sitzt auf 230.000 Euro Schulden; die Bank droht mit Zwangsversteigerung. Neben ihren beiden Kindern füttert sie auch noch ihren Bruder Gregor (Benedikt Blaskovic) durch, einen Künstler, der seit Jahren eine Schaffenskrise durchleidet. Derweil ist der Jackpot von Lotto Colonia, satte fünf Millionen, Kölner Stadtgespräch; und ausgerechnet Carolin flattert eines Tages die Lottoquittung vor die Füße. Die Summe würde auf einen Schlag alle ihre Probleme lösen. Gregor und ihre halbwüchsige Tochter Nele (Farina Flebbe) versuchen erst im Guten und dann mit allen Tricks, an den Lottogewinn heranzukommen, aber Carolin ist eine Frau mit Prinzipien; deshalb stellt sie eine Videobotschaft ins Internet, um den wahren Besitzer zu finden. Plötzlich hat sie nicht nur ganz viele Freunde, es melden sich auch Dutzende von Kandidaten; die Quittung ist jedoch auf eine ganz spezielle Art gefaltet, was die Suche erleichtert. Dass sich ausgerechnet die arbeitsscheue Kollegin Tina (Tina Amon Amonsen) als Gewinnerin entpuppt, passt Carolin allerdings gar nicht.
Das ist alles ganz nett, aber bis hin zur Musik oberflächlich und holzschnittartig, selbst wenn es vermutlich Ansichtssache ist, ob man es geschmacklos oder als „Malen nach Zahlen“ empfindet, wenn das Sterben einer alten Frau mit „Knockin’ On Heaven’s Door“ unterlegt wird. Allerdings erzählt der Film auch eine Romanze, und die ist sehenswert, was vor allem an Hendrik Duryn liegt. Der Schauspieler ist ganz wesentlich dafür verantwortlich, dass „Der Lehrer“ (RTL) in den letzten Jahren die einzige wirklich erfolgreiche Serie eines Privatsenders war. In „Sechs Richtige und ich“ spielt er den arroganten Anwalt Felix, der es gewohnt ist, dass sich mit Geld alle Probleme lösen lassen. Deshalb gerät er umgehend mit Carolin aneinander, als er seine zunehmend vergessliche Mutter Elinor (Grit Boettcher) ins Altenheim bringt. Angesichts von Carolins Dilemma bietet er ihr einen Deal an: Sie kümmert sich um Elinor, er hilft ihr aus dem Schlamassel, und tatsächlich findet er im Handumdrehen raus, dass Tina eine Betrügerin ist. Als Gregor in einem Zeitungsinterview vom Gewinn prahlt und sich über Nacht alle „Freunde“ von Carolin abwenden, ist Felix der einzige, der zu ihr steht.
Susan Hoecke gibt sich redlich Mühe, ihre Titelfigur auszuloten, aber ihrem Spiel ist anzumerken, dass da offenbar nicht viel zu holen ist. Als Titelheldin des „Inga Lindström“-Films „Alle lieben Elin“ hatte sie offenbar mehr Spielmaterial; hier wirkt sie mitunter wie eine typische Nebendarstellerin (die sie, etwa in der RTL-Serie „Sekretärinnen“, meistens auch war), der Potenzial und Ausstrahlung fehlen, um die fehlende Tiefe einer Figur auszugleichen. Dennoch hat die romantische Komödie immer wieder vergnügliche Momente, weil das Drehbuch (Peter Ackermann-Laubenstein, Gerd Lurz) die Geschichte um diverse originelle Details anreichert. Dass Carolin mit ihren Schutzbefohlenen Football spielt, ist zwar nicht besonders glaubwürdig, unterstreicht jedoch, dass sie in der Altenpflege andere Wege ausprobiert. Natürlich darf auch die fingierte Haltestelle nicht fehlen, an der eine demente Frau viel Zeit verbringt; der Gag besteht darin, dass eine Freundin von Nele ebenfalls drauf reinfällt.
Nett ist auch die Idee mit dem Alpaka, weil das einfach witzige Tiere sind. Das Andenkamel ist der Herzenswunsch von Carolins kleinem Sohn. Der Banker, der eben noch ihr Eigenheim verhökern wollte, hat der vermeintlichen Lottogewinnerin großzügig eine goldene Kreditkarte überreicht, was Nele prompt ausnutzt, um ihrem Bruder seinen Wunsch zu erfüllen. Während sich Farina Flebbe als trotziger Teenager für weitere Rollen empfiehlt, klingen die Dialoge ihres einige Jahre jüngeren Filmbruders Carlo Bohnenkamp stellenweise doch sehr aufgesagt. Ähnlich klischeehaft wie die anderen Nebenrollen, aber immerhin satirisch überhöht, ist ein sauertöpfisches Spießerpaar aus der Nachbarschaft, das ständig einen Grund findet, sich über die Familie Rubens zu ärgern. Die Senioren dagegen sind nicht nur ärgerlich eindimensional (der notgeile Alte, der rechthaberische Nörgler, die herrische Wuchtbrumme), ihre Darsteller dürfen auch fröhlich chargieren. Davon abgesehen hat die Inszenierung von Serienregisseur Heinz Dietz („Heldt“, „Herzensbrecher“, „Cobra 11“) entschieden zu wenig Biss & Tempo.