In einem Dorf im Taunus herrscht Nervosität. Ein junger Mann, der vor acht Jahren die begehrte Dorfschönheit ermordet haben soll, hat seine Haft aufgrund eines Indizienprozesses abgesessen und kehrt zurück. Noch immer bestreitet er die Tat. Doch jener Tobias hat nach wie vor schlechte Karten. Der, den er des Mordes bezichtigt hat, sein Deutschlehrer, hängt wenig später im Wald an einem Baum. Selbstmord oder Mord? Für viele im Dorf ist der Fall klar, Kommissar von Bodenstein und seine junge Kollegin Pia Kirchhoff müssen dagegen erst einmal die „Akte Schneewittchen“ ausgraben und studieren: jener Mord an einer 19-Jährigen nach einer Märchen-Aufführung. Derweil stolziert die seltsame Amelie im Schneewittchen-Outfit durchs Dorf und sucht die Nähe von Tobias – bis sie spurlos verschwindet. Eine handvoll Verdächtige, aber keinerlei Beweise. Wurde Tobias tatsächlich unschuldig verurteilt? Was haben die Jungs des Ortes mit dem Mädchenmord zu tun? Weshalb klammert Tobias’ Ex-Freundin so krankhaft und träumt von einer gemeinsamen Zukunft? Was verbirgt die Fabrikantenfamilie Terlinden? Und was hat der psychisch schwer gestörte Zwillingssohn des Hauses gesehen? Die Kommissare können sich nur schwer einen Reim auf alles machen.
Foto: ZDF / Andrea Enderlein
Dem Zuschauer wird es bei „Schneewittchen muss sterben“ nicht anders gehen. Schon bei den ersten Bildern traut man seinen Augen nicht. Als ob alle auf den, der scheinbar das Unheil über das Dorf brachte, gewartet hätten. In jedem Haus geht der Blick nach draußen. „Da ist er ja wieder, der Mörder!“ Und im Radio spielt man „Beautiful Day“. Diese ungelenke, todernste Eröffnungsszene grenzt an eine Dorfkrimi-Parodie. „Warum tust du dir das denn an? Ich versteh’s nicht. Es ist so viel passiert zwischen dir und dem Dorf…“ Der Zuschauer stellt sich dieselbe Frage. Da werden die Ermittler, obwohl Krimi-Deutschland auf Tim Bergmann und Felicitas Woll als Duo gut verzichten könnte, mit ihren beliebten W-Fragen zur Erholung – bis wieder so ein Satz kommt: „Und der, der gehört weggesperrt für immer!“
Drehbuchautorin Henriette Piper häuft viel Rätselhaftes an, macht dagegen aus dem Vergewaltigungstrauma der Kommissarin zu wenig. Und der Regisseur Manfred Stelzer – wahrlich kein schlechter seines Fachs – findet für diese Geschichte nur eine indifferente, langweilige Kamera-drauf-Haltung ohne jegliches Gespür für Stoff und Figuren. Überdies stimmen viele dramaturgischen Anschlüsse nicht: da wird einer verhaftet, aber zu einer Vernehmung kommt es den ganzen Film nicht. Auch die Schauspieler agieren nebeneinander her – zwischen „mysteriös“ und „betroffen“. Und so bekommt man es in „Schneewittchen muss sterben“ mit brav abgefilmten Geheimniskrämereien zu tun, die ohne jegliche Atmosphäre ins Bild gesetzt werden. Ein jüngerer Blick hätte wohl etwas retten können bei diesem Krimi, dem eine klare (Erzähl-)Perspekive fehlt. Müssen denn alle Krimiromane (deren Rechte bezahlbar sind) verfilmt werden? „Da stimmt doch alles hinten und vorne nicht“, befindet einer der Figuren. Kannte der etwa den Film schon?! (Text-Stand: 25.2.2013)