Lis Praetorius, Anfang 50, ist Kommunikationstrainerin. Anderen hilft sie wunderbar, aber im eigenen Leben kann sie von ihrem beruflichen Wissen nicht profitieren: Frisch das zweite Mal geschieden, hat sie von Männern erst mal wieder die Nase voll. Und dann steht auf einmal Jan vor ihr, ein Drei-Sterne-Koch, der in der Kantine des Stadtarchivs eine lockere Kugel schiebt. Alle lieben ihn – und auch die Frau, die hier zwischen leidenschaftlichen Archivaren und gestrengen Buchhaltern vermitteln muss, ist in der Mittagspause beim Essenfassen immer besonders gut gelaunt. Und eines Abends steht jener Jan vor ihrer Tür und will für sie kochen. Wer so gut kocht, hat sicher auch andere Qualitäten, doch die möchte Lis zunächst nicht erproben. Derweil baggert Jan höchst charmant weiter und hält gleichzeitig die Stadtarchivbuchhalterin Andrea, mit der er seit langem eine lockere Affäre hat, auf Distanz. Und irgendwann gibt Liz sich geschlagen. Dieser Mann könnte doch was für sie sein!
Soundtrack: u.a. Chris Isaak („Cool Love“), Bruce Springsteen („Magic“), Sophie Zelmani („Wait for cry“ / „Shades“), Everythung but the Girl („Love is strange“ / „I didn’t know I was looking for love“), Art Garfunkel („Daydream“), Joy Flemming („Ein Lied kann eine Brücke sein“), The Divine Comedy („Everybody knows“), Andrew Bird („Fiery Crash“), Foo Fighters („Miracle“), KT Tunstall („Miniature Disasters“), Sarah Connor („Sexual Healing“)
Foto: NDR / Stefan Erhard
Gegen einen Film, der von dem Versuch erzählt, sich nach vielen Enttäuschungen wieder einzulassen auf die Liebe, und der dabei nicht nach den überstrapazierten Regeln der Romantic Comedy verfährt, ist zunächst nichts einzuwenden. Wenn es in Filmen um Liebe geht, werden stets die Wunschbilder der Romantik bemüht. Erwachsene Beziehungen, bei denen die Partner die Verletzungen eines ganzen Lebens mitschleppen, sind auch im Fernsehen eine Seltenheit. Auch „Schlaflos in Oldenburg“ bekommt die Kurve zum ernsthaften Liebesfilm letztendlich nicht. Aber auch als Komödie funktioniert der Film nur sehr bedingt. „70 Prozent der Kommunikation ist Körpersprache“, weiß Lis Praetorius. 70 Prozent eines Films ist Filmsprache inklusive Dramaturgie: der Film von Johannes Fabrick versucht, darüber hinwegzutäuschen mit einem plätschernden Erzählrhythmus anstatt eines stimmigen Realismus-Konzepts. Es gibt schöne Szenen: wenn die auf Körpersprache geeichte Kommunikationsexpertin kurz vorm Verhaltens-Blackout steht oder wenn sich die beiden Alleinschläfer das erste Mal schüchtern das Bett teilen. Suzanne von Borsody und Hannes Jaenicke wissen, welche Karte sie spielen müssen, damit man ihnen gerne folgt.
Sich treiben lassen ohne Ziel – das ist das, was die Frau vom Mann in „Schlaflos in Oldenburg“ lernen kann. Dieses angedeutete Charakter-Motiv wird leider nicht konsequent im Film ausgespielt. Stattdessen hat Autorin Katrin Ammon (es gibt sie wirklich, sonst hätte man gedacht, Doris Heinze hätte hier noch einmal nachgelegt!) dieses Prinzip zum Erzählprinzip gemacht – was dem Ganzen etwas Beliebiges und Banales gibt. Da kann auch Johannes Fabrick nichts retten. Gegen Ende dann die üblichen Klischees: jedes Töpfchen kriegt sein Deckelchen. Das stört nicht weiter, da „Schlaflos in Oldenburg“ mit seiner wüsten Tonlagen-Mixtur aus Realismus, Romantik und Komödie einfach nicht stimmt. Einen durchgängigen Stil entwickelt der Film allein beim Soundtrack, der bestes Independent-Songwriting bietet, und für Männer gibt es noch einen Lichtblick: Erika Marozsàn, die Schöne aus „Gloomy Sunday“.
Foto: NDR / Stefan Erhard