Nicht zum ersten Mal erzählt die ARD in einem Freitagsfilm die Geschichte einer nichts ahnenden Ehefrau, die schockiert feststellen muss, dass ihr Mann seit geraumer Zeit ein Doppelleben geführt hat. Auch Vicky Wessendorf (Suzanne von Borsody) trifft die Erkenntnis wie ein Schock: Der vor einigen Wochen verstorbene Gatte, ein offenbar höchst erfolgreicher, weltweit aktiver und entsprechend umtriebiger Architekt, wollte anscheinend endlich sesshaft werden; aber nicht daheim bei der geduldig wartenden Gemahlin, sondern in Bangkok, wo er ein sündhaft teures Apartment in bester Lage besaß. Vicky hätte nie davon erfahren, hätte sie nicht neben der Urne auch den Hinweis auf die Eigentumswohnung erhalten. So aber reist sie nach Thailand, um die Immobilie zu verkaufen, stolpert alsbald über untrügliche Hinweise.
Der gute Georg hatte offenbar ein Verhältnis mit seiner attraktiven Auftraggeberin June van Driel (Bettina Zimmermann). Als deren Familie die Frau aus Deutschland irrtümlich für die neue Privatlehrerin von Junes kleiner Tochter hält, kann Vicky nicht widerstehen: Sie ist einfach zu neugierig, mehr über die Frau zu erfahren, für die ihr Mann sie verlassen wollte.
Für einen Unterhaltungsfilm eine nicht uninteressante Ausgangslage, dazu exotische Schauplätze und ein darstellerisches Duell auf relativ hohem Niveau: „Schicksalstage in Bangkok“, produziert von der Erfolgsschmiede TeamWorx, hat durchaus seine Reize (auch wenn Routinier Hartmut Griesmayr deutlich hinter den filmästhetischen Möglichkeiten dieser Szenerie zurückbleibt). Diese Reize täuschen aber nicht über eine gewaltige Ungereimtheit hinweg: June weiß noch gar nichts von Georgs Tod, erwartet sogar seinen Besuch und versetzt Vicky auf diese Weise einen neuen Schock: Sollte ihr Mann etwa noch leben?
Nein, tut er nicht, und das ist eine offenkundige Schwäche des Drehbuchs von Renée und Rolf Karthee: Kaum zu glauben, dass sich die Unternehmerin keine Sorgen macht, wenn sie sechs Wochen lang nichts von ihrer großen Liebe hört, zumal dessen Sekretärin von dem Verhältnis wusste. Vollends unglaubwürdig wird das Konstrukt, weil June unheilbar an Krebs erkrankt ist, gerade jetzt höchstwahrscheinlich großen Wert auf den Zuspruch ihres Geliebten gelegt hätte und Georg zudem der Vater ihrer Tochter Anna ist. Natürlich hängt das auch mit der Figur der klassischen Geliebten zusammen, die sich in einer derartigen Dreiecks-Konstellation in einer undankbar passiven Rolle befindet; sie muss einfach warten, bis sich ihr Geliebter von selbst meldet. Bettina Zimmermanns kühles, kontrolliertes Spiel passt in der Tat sehr gut in dieses Bild. Trotzdem knirscht die Dramaturgie, zumal das Autorenpaar kaum voraussetzen kann, dass alle Zuschauerinnen wissen, wie man sich als Geliebte zu verhalten hat. Und noch eins stört: Dass sämtliche Einheimischen perfekt Deutsch sprechen, kennt man ja von Filmen dieser Art. Dass Vicky Junes Tochter Anna aber Deutsch beibringen soll, obwohl natürlich auch die entzückende Anna-Darstellerin Franziska Neiding wunderbar deutsch spricht, treibt die sprachliche Absurdität auf die Spitze. (Text-Stand: 10.4.2009)